Der Krieg ist erklärt!

"Das Leben gehört uns" im Kino

Krankheitsgeschichten im Kino nehmen oft einen rührseligen Verlauf. Dass es auch anders geht, zeigt der Film "Das Leben gehört uns". Er schildert, wie die lebensbedrohliche Krankheit eines Kindes das Familienleben der Angehörigen völlig verändert.

Kultur aktuell, 24.04.2012

Sogar die Namen des Liebespaares könnten nicht passender sein, Romeo und Juliette. Doch die Familienidylle trügt, denn schon bald stellt sich heraus: Das Baby des Paares hat einen Hirntumor und muss operiert werden. Hier beginnt für das junge Glück ein Leidensweg zwischen Bangen und Hoffen, den Regisseurin Valerie Donzelli gemeinsam mit ihrem Drehbuchautor und ehemaligen Lebensgefährten Jeremie Elkaim nachzeichnet.

Ihre Glaubwürdigkeit schöpft sie aus autobiografischen Erlebnissen: "Was aus dem Leben kommt, ist die Geschichte dieser Krankheit, denn auch mein Sohn hatte diese Krankheit. Zuvorderst ist es natürlich ein Film, doch vieles, was man sieht, zum Beispiel die Abläufe im Krankenhaus, die Diagnosen, die Krankheit, all das ist direkt aus unserem Leben gegriffen", meint Valerie Donzelli.

Hadern mit dem Schicksal

Donzelli und Elkaim, die auch die beiden Hauptrollen spielen, entwerfen keine schematische Kinokrankengeschichte. Eine Spannungsdramaturgie, ein permanentes Pendeln zwischen Leben und Tod ist zwar unvermeidbar, doch vielmehr steht der Bewältigungsprozess der Eltern im Mittelpunkt, also wie die Krankheit des Kindes ihr Leben verändert, wie die Sehnsucht nach Gewissheit zur Plage wird, wie das Paar auch mit dem Schicksal hadert.

Ausgiebig durchmisst der Film mit der Kamera die langen Gänge des Spitals und damit auch die Monotonie des quälenden Wartens. Die Krankenhausbürokratie kostet zusätzlich Nerven, Geldprobleme und heftige Beziehungskrisen folgen.

Oasen der Unbeschwertheit

Doch immer wieder entführt Valerie Donzelli das Paar und damit den Kinozuseher auch in jene kleinen Zeitoasen der Unbeschwertheit, in denen ein Vergessen möglich ist. "Mein Film sollte eben nicht nur melodramatisch sein, sondern unterschiedliche Gefühlslagen widerspiegeln", meint Valerie Donzelli.

"La guerre est declarée" (dt. "Der Krieg ist erklärt") heißt das Drama im französischen Original, Valerie Donzellis stärkste Waffen der Kriegsführung sind die vielen intimen, authentischen Blicke, die Schonungslosigkeit auch zu sich selbst und nicht zuletzt ein unübersehbarer Grundoptimismus. Warum? Auch dafür gibt es am Ende eine plausible Antwort.