Der Mensch hinter der Legende

Dokumentation über Bob Marley

Er war der erste Superstar aus der sogenannten dritten Welt: Bob Marley. Mit Songs wie "No Woman, No Cry" und "Get Up, Stand Up" landete er Welthits, und machte mit seiner Band The Wailers den Reggae international bekannt. Der britische Oscar-Preisträger Kevin Macdonald setzt in seinem neuen Dokumentarfilm "Marley" dem jamaikanischen Musiker nun ein filmisches Denkmal.

Macdonald zeichnet darin Marleys Lebensweg, von der Kindheit in Jamaika bis zu seinem frühen Tod in Miami nach und zeigt den Menschen hinter der Legende. Am Freitag, 11. Mai 2012, jährte sich Bob Marleys Todestag zum 31. Mal, ab Freitag, 19. Mai 2012, ist der Film "Marley" in den heimischen Kinos zu sehen.

Kulturjournal, 15.05.2012

Bob Marley als Morgensportler, der in der Früh laufen geht, um sich fit zu halten. Irgendwie passt das, was hier sein langjähriger Wegbegleiter Allan "Skill" Cole über den Reggae-Gott erzählt, so gar nicht in das Bild des kiffenden Superstars. So sei er aber gewesen, erzählt Cole weiter: Ob im Sport, beim Fußball oder bei der Arbeit, er liebte den Wettbewerb und gab immer 110 Prozent.

Es ist der Blick hinter die Superstar-Fassade, der Kevin Macdonalds Film zu einem besonderen Zeitdokument werden lässt. Dabei sei es vor allem die Tatsache gewesen, dass Marleys Musik heute noch immer omnipräsent sei, die ihn zu diesem Film motiviert habe, so Kevin Macdonald:

"Egal wohin man geht, man hört seine Musik. Man hört sie in Aufzügen und in Supermärkten, und irgendwie ist sie teilweise schon zu einem Art Hintergrundgeräusch geworden, weil eben jeder diese Songs kennt. Der Entschluss, den Film zu machen, ist dann eigentlich schon vor sechs Jahren, während der Dreharbeiten zu 'Der letzte König von Schottland' in Uganda gefallen: In den Slums von Kampala fielen mir unzählige Rastas auf und an vielen Wänden standen Marley-Slogans und Liedtexte. Es war für mich faszinierend zu sehen, wie sehr diese Musik die Menschen dort noch immer anspricht. In ihren Augen ist er ein Philosoph, ein Prophet."

Bob Marley verstehen

"Don't Judge" ist der Titel des ersten Songs, den Bob Marley Anfang der 1960er Jahre in Trench Town einspielte. Ein Revolutionslied, ein Protestsong, in dem Marley seine Rechte als Individuum einforderte. Damals, so Musikerkollege Jimmy Cliff, habe er gemerkt, wie tiefgründig Marleys Texte eigentlich schon waren.

Als Sohn eines britischen Marineoffiziers und einer Jamaikanerin war Bob Marley ein Mischling. Er litt, vor allem in seiner Jugend, unter seiner Hautfarbe und damit verbundener Ausgrenzung, und darauf spielt der Song an. Macdonald zeigt immer wieder die Hintergründe zur Entstehung einzelner Texte auf. Er wolle mit diesem Film vor allem auch zum Verständnis von Marleys Musik beitragen:

"Was ich mit diesem Film erreichen wollte, war Bob zu verstehen. Ich möchte, dass die Zuschauer aus diesem Film gehen und sagen können, sie verstehen jetzt diese Musik, was sie aussagt, und vor allem auch, wer Bob Marley wirklich war. Denn ich glaube, dass es kaum einen Superstar gibt, über den die Menschen so wenig wissen. Und das, was bekannt ist, ist häufig falsch."

Aktuell wie eh und je

In über 60 Interviews mit Verwandten, Freunden und Musikerkollegen, zeichnet der britische Regisseur Marleys Leben nach. Von den Orten seiner Kindheit, der Auswanderung in die USA bis hin zur internationalen Karriere. Er spricht über das Attentat auf Marleys Familie und zeigt die politische Identifikationsfigur Bob Marley, bringt Originalmaterial vom legendären Friedenskonzert in Kingston 1978, und dem Unabhängigkeitskonzert in Simbabwe zwei Jahre später in den Film ein.

Als Bob Marley 1980 das Album "Uprising" und den "Redemption Song" einspielte, wusste er bereits von seiner Krebserkrankung, die er jedoch lange vor der Öffentlichkeit verschwieg, und an der er schließlich am 11. Mai 1981 im Alter von nur 36 Jahren verstarb.

Über 30 Jahre nach seinem Tod wächst seine Fangemeinde immer weiter. In Online-Netzwerken wie Twitter und Facebook, wo Familie und Fans Bob-Marley-Seiten betreuen, folgen ihm über 35 Millionen User, und seine Lieder werden überall dort gespielt, wo sich politischer Protest formiert. Auch das zeigt Kevin Macdonald in seinem Film: "Get Up, Stand Up" performt in den Straßen Kairos, im Mittleren Osten, in Afrika oder bei den Demonstrationen der "Occupy"-Bewegung.

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Bob Marley