Demokratie als Bedrohung!

Der Diktator

Der britische Brachialkomiker Sacha Baron Cohen provoziert mit einer neue Figur, einen Tyrannen, mit vielen Parallelen zur Wirklichkeit: "Der Diktator" heißt sein neuer Film und ist nun in den Kinos zu sehen.

Kultur aktuell, 18.05.2012

Filme von Sacha Baron Cohen sind Ereignisse, die stets über die Kinoleinwand hinausgehen, also Verlängerungen in die Wirklichkeit, bei denen Film, Marketing und Politkritik ineinander verschmelzen. Diese Zwischenräume nutzt der britische Komiker auch, um Missstände indirekt aber doch unmissverständlich anzuprangern.

Kürzlich hielt Baron Cohen In New York eine Pressekonferenz zu seinem neuen Film "Der Diktator" ab, selbstverständlich in der Rolle des Diktators. Dank an die UNO in Sachen Syrien, meinte Baron Cohen, "13 Monate Gespräche und immer noch keine Resolution des Sicherheitsrats."

Verwechslungskomödie

Der Achselkuss ist die standesgemäße Begrüßung im fiktiven, aber irgendwo am Horn von Afrika angesiedelten Diktatorenreich Wadyia, das Nuklearprogramm selbstverständlich nur für medizinische Zwecke, Todesurteile sind längst eine Alltagsgewohnheit. Dass der Diktator in New York landet, hat unter anderem mit der Bedrohung von Wadiya durch die Demokratie zu tun.

Ein Hinterhalt, ein Doppelgänger und eine Verwechslung, so der dürftige Handlungsfaden. Doch ohnehin geht es hier um eine dichte Gag-Revue, wobei Baron Cohen all seine bekannten Spaßterrains je nach Geschmack mehr oder weniger gelungen satirisch durchwandert: Political Correctness, Antisemitismus, Fäkalkomik und Chauvinismus.

Noch Fragen?

Immer wieder schlägt Baron Cohen auch Widerhaken die verlogene Doppelmoral demokratischer Systeme, die stärksten Momente eines Films, der auch seine Abnützungserscheinungen offenbart. Sollen die USA doch selbst eine Diktatur einführen, empfiehlt der Diktator, dann gibt´s keine Probleme, wenn man in Gefangenenlagern Insassen foltert.

Übrigens: im Internet können sich auf einer eigens eingerichteten Homepage zweifelhafte Zeitgenossen, von den vielen Vorzügen des Diktatorenreichs überzeugen. Also auf nach Wadiya, ihr Waffenproduzenten, Müll-Barone und Diktatoren auf Asylsuche. Noch Fragen, die Kollegen von der nordkoreanischen Presse vielleicht? "War nur ein Scherz, die gibt’s ja gar nicht!"