Ex-Außenministerin im Interview

Athen: Pro-europäische Allianz formiert sich

In Griechenland formieren sich die Konservativen unter Parteichef Antonis Samaras neu: Um stärkste Kraft zu werden, buhlen sie um Mitstreiter und versuchen, abtrünnige Parteikollegen zurückzuholen. Diese Woche hat sich überraschend die Chefin der kleinen bürgerlichen Partei "Demokratische Allianz", Dora Bakoyannis, wieder in die Nea Dimokratia eingegliedert.

Morgenjournal, 25.5.2012

Verena Gleitsmann hat mit Dora Bakoyannis gesprochen.

"Es kann noch schlimmer kommen"

Dora Bakoyannis war von 2006 bis 2009 griechische Außenministerin und ist 2010 von Samaras aus der Partei ausgeschlossen worden. Drei Wochen vor den Neuwahlen am 17. Juni ist sie jetzt wieder zu ihrem bisherigen Erzfeind Samaras zurückgekehrt, um die proeuropäischen Kräfte auf Kurs halten zu können, wie sie sagt.

Griechenland werde seine Vereinbarungen einhalten, versichert Bakoyannis im Ö1 Interview. Die kommende Wahl werde eine Regierung bringen, die pro-europäisch denken und die notwendigen Reformen machen werde. Griechenland habe seine Zukunft in Europa und in der Euro-Zone. Die Aufgabe sei aber sehr schwer, schließlich verliere die Bevölkerung die 30 Prozent ihres Einkommens bei einer Million Arbeitslosen und müsse ständig anhören, das schwarze Schaf Europas zu sein. Ein Teil sei der Meinung, dass es nicht mehr schlimmer kommen könne. "Aber ich glaube, es kann noch schlimmer werden. Wir müssen der Bevölkerung zeigen, es gibt ein Licht am Ende des Tunnels."

Euro-Austritt "hilft niemandem"

Bakoyannis glaubt nicht, dass es zum Austritt Griechenlands aus dem Euro kommen wird. "Das hilft niemandem", sagt die Ex-Ministerin unter Hinweis auf die Reaktion der Märkte auf die entsprechenden Gerüchte. Es müssten alle, "die europäischen Partner und wir Griechen", zusammenarbeiten, damit das nicht passiert.