Begabtenstipendium der Stadt Graz
Petra Polackova, Gitarre
Die romantische 8-saitige Gitarre ist ihre große Leidenschaft: Petra Polackova, Jahrgang 1985, studiert seit 2010 an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz.
27. April 2017, 15:40
2011 wurde der gebürtigen Tschechin das Begabtenstipendium der Stadt Graz verliehen. Als Musikerin konzertiert sie solo wie auch mit Jan Zemen (Violoncello) und Vincenzo Giura (romantische Gitarre).
Begründung
"Petra Polackova hat bereits zahlreiche internationale Preise gewonnen, zuletzt begeisterte sie im März 2012 mit einem fulminanten Solo beim Abschlusskonzert der "International Week" im Grazer Stefaniensaal", begründet die Grazer Kunstuniversität die Auswahl der Studentin für die Ö1 Talentebörse.
Musikproben
Johann Kaspar Mertz (1806-1856)
Fantaisie Hongroise, op. 65/I, live, Gitarrenfestival Tychy 2008, Polen ("Slaska Jesien Gitarowa" XII Miedzynarodowy Festiwal i Konkurs Gitarowy im. Jana Edmunda Jurkowskiego Tychy 2008) Aufnahme: B. Jankowska, Zbigniew Olko, "Cyberstudio" Katowice
Silvius Leopold Weiss (1686-1750)
Sarabande aus Sonate a moll "L'infidele" (Die Untreue), live, 23. Gitarrenfestival Mikulov 2009 (Tschechien), Schloss Mikulov, Aufnahme: Zdenek Dvorak, Studio Principium
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Ciaccona BWV 1004, Live, Bor u Tachova 2010 (Tschechien), Aufnahme: PKKO (Prazsky komorni kytarovy orchestr)
Manuel de Falla (1876-1946)
La Vida Breve, Violoncello, Jan Zemen; Gitarre, Petra Polackova, live, Absolutoriums Konzert 2010, Schloss Pardubice, Aufnahme: Jakub Stratílek
Schon im Kindergarten entdeckt
Die Eltern von Petra Polackova wurden bereits früh auf ihr außergewöhnliches Talent hingewiesen, von einer ebenso außergewöhnlichen Frau: "Mit drei Jahren war ich in einem Kindergarten. Und die Putzfrau dort hat wunderbar Klavier gespielt. Ich erinnere mich, dass ich manchmal dazu gesungen habe. Sie hat meinen Eltern empfohlen, dass ich ein Instrument lernen soll."
Im Alter von sechs Jahren begann Petra Polackova dann Gitarre zu spielen, wobei die Wahl des Instruments eine durchaus pragmatische war: "Meine Eltern wohnten damals in einer kleinen Wohnung in einem Hochhaus, da war es nicht möglich ein lautes Instrument wie Trompete oder Tuba zu spielen. Und ein Klavier war zu teuer", erinnert sich die Musikerin.
Außergewöhnlicher Klang
"Mir gefallen die verschiedenen Klangmöglichkeiten", schwärmt Polackova über ihr Instrument. Ihre romantische 8-saitige Gitarre ließ sie sich vom Gitarrenbauer Jan Tulacek anfertigen.
"Das Material ist sehr wichtig, jedes Instrument hat eine Seele." Auf einer romantischen Gitarre zu spielen war immer schon ihr Traum: "Das ist eine ganz andere Welt. Der Klang ist weicher, sie ist kleiner und man kann damit ein ganz anderes Repertoire spielen. Zum Beispiel Musik, die für die Laute geschrieben wurde."
Meisterkurse und Preisregen
Neben einem Studium am Konservatorium Pardubitz bei Petr Saidl, nahm sie an zahlreichen Meisterkursen bei weltbekannten Künstlern und Pädagogen teil, unter anderem auch bei Leo Brouwer aus Kuba, einem der wichtigsten Gitarrenkomponisten der Gegenwart. Am meisten beeindruckten sie die Stunden beim Italiener Paolo Pegoraro, der zurzeit in Graz unterrichtet.
Seinetwegen kam die Tschechin auch aus der kleinen Stadt Roznau nach Graz.
Petra Polackova hat bereits 16 Preise auf nationalen und internationalen Gitarrenwettbewerben gewonnen. Am meisten bedeutet ihr jedoch der 1. Preis beim Internationalen Gitarrenwettbewerb in Kutna Hora 2007. Das sei der Startschuss für ihre Karriere gewesen, erzählt sie. Dort hat sie nicht nur eine Gitarre gewonnen, die sie sehr liebt, nämlich eine Concert Master Double Top von Petr Matousek, danach wurde sie auch zu Konzerten in ganz Europa eingeladen.
Eines ihrer schönsten Konzerterlebnisse hatte sie zuletzt im Grazer Stefaniensaal. Dort spielte sie das Mario Castelnuovo-Tedesco Konzert für Gitarre und Orchester (D-Dur, op. 99). "Dort wurde seit 12 Jahren kein Gitarrenkonzert gespielt. Und dann kommt eine so kleine Frau in so einen riesengroßen Saal mit einem völlig unbekannten Repertoire. Das war ein sehr starker, emotionaler Moment."
Begeisterung wecken
Die Grazer und Grazerinnen noch mehr für ihr Instrument zu begeistern, das ist auch ihre Ambition für die Zukunft. In Tschechien ist sie bereits organisatorisch beim Gitarrenfestival Mikulov tätig.
Die nächste Gelegenheit das junge Talent live zu erleben, ist am Donnerstag, den 28. Juni 2012 im Musiksalon Erfurt in Graz. Im Rahmen der Reihe "Hochblütezeit der Gitarrenmusik" spielt sie dort mit ihrem Studienkollegen Vincenzo Giura und der Gitarristin Dana Memioglu.
Text: Claudia Gschweitl
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