"Wirklichkeit ist eine Frage der Perspektive"

Verfilmung von Kehlmanns "Ruhm"

Rund eine halbe Million Mal wurde der 2009 erschienene Bestsellerroman "Ruhm" des österreichisch-deutschen Autors Daniel Kehlmann allein im deutschsprachigen Raum verkauft, eine Verfilmung war noch vor der Buchpublikation angedacht, wohl auch weil der Schreibstil des Romans durchaus Kinopotenzial hat.

Kultur aktuell, 30.05.2012

Die Handlungsanleitung für Film und übrigens auch Buch geben sich Film und Buch gleich selbst: "Ein Roman, in dem es keine durchgehende Hauptfigur gibt, es ist alles da, das Thema, die Verbindung und der Bogen, aber kein Protagonist."

Nicht ein Held, sondern gleich ein halbes Dutzend stehen im Mittelpunkt der Verfilmung "Ruhm" nach Daniel Kehlmann, wobei wirkliche Helden sind sie allesamt nicht, beispielsweise ein Computertechniker (Justus von Dohnányi), der ständig mit unerklärlichen Anrufen konfrontiert wird, ein berühmter Schauspieler (Heino Ferch), der in die Rolle des Imitators seiner selbst schlüpft, eine krebskranke Frau (Senta Berger) auf der Suche nach Sterbehilfe, aber auch ein gefeierter Schriftsteller (Stefan Kurt), der immer wieder ein Opfer seiner eigenen Selbstüberschätzung ist.

Short Cuts

Regisseurin Isabel Kleemann hat fast das gesamte Ensemble an Haupt- und Nebenfiguren aus dem Buch übernommen und vernetzt die einzelnen Handlungsstränge zu einem Episodenfilm der Marke "Short Cuts", also jener Methode, die US-Regisseur Robert Altman zur Meisterschaft getrieben hat. Trotz der Unterschiede von Figuren und Geschichten gibt es neben ihren Problemen mit der modernen Kommunikationstechnik eine entscheidende Gemeinsamkeit, so Regisseurin Isabel Kleefeld, "nämlich die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben".

Identitätssuche

Amüsant ist diese Verfilmung in ihren Rückbezüglichkeiten, dem Ineinander-verschmelzen von Fiktion und Wirklichkeit, die sich wiederum als Fiktion herausstellt. Einige davon: die Nöte des Schriftstellerdaseins, lästige Fragen nach der literarischen Inspiration, aufdringliche Fans und aufgeblasene Laudatoren bei Preisverleihungen.

Allzu dicht hat Isabell Kleefeld die Fäden dieser Identitätssuche dann doch nicht versponnen, also das filmische Spiel mit den Wirklichkeitsebenen im Dienste der Verständlichkeit nicht ausgereizt. Aber wie heißt es doch treffend im Film: "Die Wirklichkeit ist nur eine Frage der Perspektive."

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