Keine rosige Zukunft

Amador und Marcelas Rosen

Spanien ist derzeit eines jener Länder in Europa das von der Wirtschaftskrise am härtesten getroffen wird. Vor diesen Hintergrund wirft der spanische Film "Amador und Marcelas Rosen" eine wichtige Frage aus: Wie hält man es mit der Moral in Zeiten der Krise?

Kultur aktuell, 05.06.2012

Blumen braucht man immer. Geburten werden damit gefeiert, die Liebe sowieso und auch wenn jemand stirbt, sind ebenfalls Blumen im Spiel. Das sei eine krisenresistente Branche, meint der Lebensgefährte von Marcela (Magaly Solier), beide Immigranten aus Bolivien. Doch - seltsame Ironie - vom Blumenverkauf auf der Straße können die beiden nicht überleben. So bewirbt sich Marcela um einen Job als Pflegerin.

Schuld, Moral und Religion

Als der Patient, der lebenskluge Amador (Celso Bugallo) schon bald stirbt, gerät Marcela in ein Dilemma. Sie braucht das Geld, schweigt und inszeniert eine raffinierte Vertuschung. Regisseur Fernando León de Aranoa: "Ich dachte, das wäre ein sehr interessanter Konflikt, der uns auch auf allgemeinere Fragen bringt, etwa ob und wie uns der Tod auch von Nutzen sein kann. Auch ethische Zweifel, in denen sich Marcela befindet, also das Abwägen von Schuld, Moral und Religion, all das sind Konflikte, die Marcela durchmachen muss".

Puzzle als Symbolbild

Regisseur León de Aranoa betreibt sein poetisches Spiel rund um Leben und Tod, um Schein und Sein, vor allem mit Symbolen. Ein Puzzle, Amadors liebster Zeitvertreib, wird zum zentralen Sinnbild. Und immer wieder die sind die Rosen von Bedeutung, meint der Regisseur: "Die Blumen ziehen sich wie eine Metapher durch den ganzen Film, man versucht sie vor dem Verwelken zu schützen, damit sie länger Geld bringen, und genauso versucht Marcela, den toten Amador zu konservieren, damit er ihr länger zu Geld verhilft."

Sozialdrama und Gewissenserforschung

Auch der Film "Amador und Marcelas Rosen" ist wie ein Puzzle angelegt, das sich der Zuseher zusammensetzen muss. Am Anfang ein schroffes Sozialdrama, dann eine Gewissenserforschung, bekommt der Film zwischendurch eine meditativ-melancholische Note mit leiser, grotesker Komik, um am Ende doch wieder in der rauen Wirklichkeit einer Wirtschaftskrise aufzutauchen. Keine blühende Zukunft ist am Ende in Sicht, aber ein paar Teile im Lebenspuzzle sind dann schon einmal gefunden.

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