Musik für Millionen

Sommernachtskonzert Schönbrunn 2012

Bei sommerlichen Temperaturen sind etwa 100.000 Besucher zum Gratis-Konzert in Schönbrunn gekommen, das man in über 60 Ländern auch im Fernsehen mitverfolgen konnte. Am Podium der Philharmoniker stand der venezolanische Stardirigent Gustavo Dudamel.

Kultur aktuell, 08.06.2012

Den charakteristischen Streicherklang der Wiener Philharmoniker - den konnte man beim Sommernachtskonzert am besten über einen Fernseher mit guten Lautsprechern vernehmen.

Wer sich gestern Abend hingegen nach Schönbrunn aufmachte, durfte keine Konzertsaal-Atmosphäre erwarten - sondern eher Festivalstimmung. "Vienna Woodstock" - so brachte es ein Besucher treffend auf den Punkt. Viele machten es sich auf Picknicktüchern und Campingsesseln bequem. Wer weiter nach vorne wollte, kam bald ins Gedränge.

Tanzstücke aus berühmten Opern

Der herrlich laue Sommerabend und die beeindruckende Atmosphäre lockten wie erwartet etwa 100.000 Menschen an. Die Musik, die über Lautsprecher mittellaut am ganzen Areal erklang, wurde vor allem weiter hinten schnell von plaudernden Menschen übertönt. Und so bekamen viele Besucher wohl gar nicht mit, dass sich beim Programm alles um das Thema Tanz drehte.

Unter Gustavo Dudamel spielten die Wiener Philharmoniker Tanzstücke aus berühmten Opern - so etwa zur Eröffnung die Polonaise aus Tschaikowskys "Eugen Onegin" oder die Polowetzer Tänze aus der Oper "Fürst Igor" von Alexander Borodin.

Stimmung kam erst in der zweiten Hälfte auf

Über den Abend verteilt erklangen immer wieder berühmte Themen, doch die solide dargebrachten Stücke waren für ein Musikspektakel wie das Sommernachtskonzert insgesamt doch stellenweise etwas zu sperrig, um das Publikum durchgehend zu fesseln.

So richtig in Fahrt kam das Konzert erst nach der ersten Hälfte mit dem Finale von Claude Debussys "La Mer" - die drei symphonischen Skizzen wurden zu Ehren des französischen Komponisten aufgeführt, der heuer seinen 150. Geburtstag hätte.

Auch das Publikum tanzte

Zu Debussys Musik tanzte das Wiener Staatsopernballett auf einer vor der Gloriette errichteten Wasserbühne; sie erregte den Anschein, die Tänzer würden über die Wasseroberfläche laufen.

Das Publikum im Schlosspark bekam davon allerdings auch davon nur wenig mit - zu klein waren die Bildschirme, die ganz vorne links und rechts der Bühne platziert waren. Dennoch kam zum Schluss auch beim Publikum Tanzstimmung auf: Als die Wiener Philharmoniker als traditionelle Zugabe "Wiener Blut" darbrachten, wurde weiter hinten auf den Schotterwegen eifrig gewalzt.

Vom insgesamt neunten Sommernachtskonzert in Schönbrunn werden vor allem prachtvolle Fernsehbilder bleiben, die freilich auch Touristen anlocken sollen. Ab 29. Juni ist das Konzert auf CD und DVD erhältlich.