Kochen ist Chefsache

8. April 2017, 21:58

Eine Ente als Bonbon, Spaghetti aus Kalbshirn, ein Entrecote als Sprudelextrakt oder Melonenkaviar, eigentlich ist es um die sogenannte Molekularküche, die Nahrungsmitteln mit allerlei Physik und Chemie zu Leibe rückt, wieder etwas ruhiger geworden, doch im Film "Kochen ist Chefsache" wird der Disput zwischen Molekular- und traditioneller Küche wieder ziemlich hochgekocht. Alexandre Lagarde (Jean Reno), hochdekorierter, aber altmodischer Küchengeneral, will vom Trend der Zeit nämlich nichts wissen. Sein Vorgesetzter spekuliert aber auf die industrielle Verwertung von Lagardes gutem Ruf.

Buddy-Movie

Die Liebe zum Essen, die Leidenschaft für Bodenständigkeit und authentische Lebensmittel einerseits, Kreativität ohne Grenzen, auch wenn sie zu absurden Kombinationen führt, und ein fortgeschrittener Geschäftssinn andererseits. Die Fronten sind hier rasch abgesteckt. Bei der Verteidigung seiner kulinarischen Weltanschauung findet Sternekoch Lagarde einen Komplizen, einen so eigensinnigen wie ambitionierten Jungkoch (Michael Youn), der fortan auch den Kino-Buddy mimt.

Abgehobene Essrituale

Auf der Basis freundschaftlicher Rivalität tischt Regisseur Daniel Cohen dem Kinozuseher allerlei Komik auf, die eine oder andere Verwechslung und Intrige, nimmt Anleihen beim Louis-De-Funès-Klassiker "Brust oder Keule" und macht sich über abgehobene Ess-Rituale lustig, etwa wenn man an einem Blatt schnüffeln muss, bevor man das Entrecote anschneidet. Auch moderne Küchenakrobaten vorzugsweise aus dem Molekularküchenparadies Spanien bekommen ihr Fett ab.

Plädoyer für besseres Essen

Trotz treffender Einwände an den Auswüchsen der Haute Cuisine, an aufdringlicher Vermarktung und kulinarischer Entfremdung serviert Regisseur Daniel Cohen dem Zuseher im Kino doch mehr ein komödiantisches Light-Menü, nicht gerade sterneverdächtig, aber durchaus geeignet als Basisarbeit für besseres Essen in allen Lebenslagen. Kochen muss ja nicht immer nur Chefsache sein.