AUA und Tyrolean: Konflikt der Kulturen

Mit Sonntag vollziehen die Austrian Airlines den umstrittenen Betriebsübergang auf die Regionalflugtochter Tyrolean. Dagegen und gegen die damit verbundenen finanziellen Einschnitte hat sich der AUA-Bord-Betriebsrat monatelang erfolglos gewehrt. Die Wogen gehen aber nicht nur zwischen Management und Betriebsrat hoch, auch die Personalvertretungen von AUA und Tyrolean streiten.

Morgenjournal, 30.6.2012

AUA-Betriebsrat auf Konfrontationskurs

Weil der Flugbetrieb der defizitären AUA zur profitableren Tyrolean wandert, ist nach Meinung des AUA-Managements der Tyrolean-Betriebsrat künftig die offizielle Vertretung des gesamten fliegenden Personals im Konzern. Bei der AUA-Personalvertretung sieht man das anders. Es könne nicht sein, dass der Betriebsrat der kleineren Tyrolean auch das Personal der größeren AUA vertrete, sagt AUA-Bordbetriebsratschef und Pilot Karl Minhard: "Es ist sehr undemokratisch, wenn man glaubt, dass man von 800 oder 900 Mitarbeitern gewählt wird, dass man dann knapp 3.000 vertreten kann."

Der AUA-Bordbetriebsrat will sich nun mit einer Klage die weitere Zuständigkeit für das Bordpersonal sichern. Der Tyrolean-Betriebsrat hingegen gibt sich versöhnlich. Welche Belegschaftsvertretung im künftigen gemeinsamen Flugbetrieb wirklich das Sagen hat, das müsse man noch juristisch klären. Tyrolean dränge sich jedenfalls nicht vor und strebe eine Personalvertretung an, in der Tyrolean und AUA gleichberechtigt sind, sagt Tyrolean-Betriebsrätin und Pilotin Alexandra Patzal: "Wir wollen in jedem Fall eine gemeinsame Lösung, das heißt, eine gemeinsame, gleichberechtigte Belegschaftsvertretung für alle Crews. Wir drängen uns als Betriebsrat bestimmt niemandem auf."

Tyrolean-Betriebsrat versöhnlich

AUA-Betriebsrat Minhard glaubt, dass der de facto Zusammenschluss von Tyrolean und AUA für ein schlechtes Betriebsklima sorgen werde. Minhard sieht kulturelle Unterschiede zwischen Tyrolean und AUA, die nur schwierig zu beseitigen sein würden: "Es ist sehr schwierig, zwei Firmen zusammenzuführen, die unterschiedliche Firmenkulturen haben. Noch dazu, wo es sich hier um eine Zwangszusammenführung handelt und nicht um eine vom Personal gewollte, so wie wir es seinerzeit mit Lauda Air hatten. Es wird äußerst problematisch werden. Mit viel Aufwand wird man es wahrscheinlich in zehn Jahren hinbringen, aber so wie das der Vorstand glaubt, dass sich das in ein paar Jahren erledigt hat, glaube ich nicht."

Minhards Gegenüber bei Tyrolean, Alexandra Patzal, sieht das nicht so dramatisch. Man solle nicht über einen Konflikt der Kulturen sprechen, sondern Gemeinsames vor Trennendes stellen, so die Tyrolean-Betriebsrätin: "Wenn wir Unterschiede in den Unternehmenskulturen, seien sie nun künstlich oder real, immer in den Vordergrund rücken und als unüberwindbaren Hindernisse darstellen, werden sie unüberwindbar bleiben. Wir sagen, wenn wir aufeinander zugehen und uns darauf besinnen, dass wir im Grunde der gleichen Arbeit nachgehen, dann werden wir es auch schaffen, gemeinsam aufzutreten und gemeinsam stark zu sein."

Der Betriebsübergang auf Tyrolean soll helfen, die AUA nachhaltig zu sanieren, die Fluglinie erhofft sich durch den gemeinsamen Flugbetrieb jährliche Einsparungen von rund 45 Millionen Euro.