Wikipedia leidet unter Autorenmangel

Das spendenfinanzierte Internet-Lexikon Wikipedia belegt Rang sechs in der Liste der am häufigsten angeklickten Internetseiten. Einmal im Jahr versammeln die freiwilligen Wikipedia-Macher zu einem Treffen, das dieser Tage in Washington zu Ende gegangen ist. Zu schaffen macht Wikipedia erstmals ein gewisser Mangel an Autoren.

Mittagsjournal, 18.7.2012

Hohe Einstiegsschwelle

Mehr als eintausend Wikipedianer aus 87 Staaten sind heuer nach Washington gekommen - und feiern just während einer Tagungspause die neueste via Lautsprecher verkündete Erfolgsmeldung: Der viermillionste Artikel ist im britischen Wikipedia erschienen, was prompt bejubelt wird. In den elf Jahren seit seiner Gründung hat sich Wikipedia rasant zum führenden Internet-Lexikon entwickelt, doch nun droht erstmals Nachwuchsmangel. Die Schwelle für neue Autoren sei auch sehr hoch, weil auch der Qualitätsanspruch stark gestiegen sei, sagt Olaf Kositzky, Wikipedia-Autor aus Deutschland.

Großer Aufwand

80.000 Freiwillige recherchieren, schreiben, redigieren und fotografieren derzeit weltweit für Wikipedia - 10.000 bis 15.000 mehr Autoren würde das Netzwerk benötigen. Doch die Arbeit ist nicht einfach, die Hierarchien sind streng und der Zeitaufwand groß. Das bestätigt auch Wikipedia-Schweden-Fotograf Holger Motzkau, der hauptberuflich an seinem Doktorat in Physik arbeitet. Er beziffert seinen Zeitaufwand mit zehn bis 40 Stunden pro Woche oder auch manchmal mehr.

Unterschiedlichste Zugänge

Neben der Textversion des Internetlexikons gibt es auch Wikipedia zum Hören, das nächste Projekt heißt Wiki TV. Aber auch an der Verbreitung und am leichteren Zugang zum gesammelten Wissen in Entwicklungsländern, wo der Zugang zum Internet noch nicht verfügbar ist, wird gearbeitet, sagt Manuel Schneider von Wikipedia Österreich: Wikipedia soll dort auch "offline" angeboten werden. Außerdem wird im Rahmen von "Wikizero" versucht, Internetprovider zu bewegen, Wikipedia kostenlos anzubieten.

Dem traditionellen gedruckten Lexikon hat Wikipedia schwer zugesetzt. Die Enzyclopedia Britannica erscheint nach ehrenvollen 244 Jahren nicht mehr in gedruckter Form - was dann doch dem einen oder anderen Wikipedianer wie Olaf Kositsky ein wenig aufs Gewissen drückt.

Großspender Google

Finanziert wird Wikipedia nach wie vor größtenteils durch private Spenden. Das Jahresbudget liegt laut Wikipedia bei etwa zehn Millionen Dollar - der größte Einzelspender mit gleich zwei Millionen heißt übrigens Google.

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