Paul Austers Roman zur Krise

Sunset Park

Diese Woche kommt der jüngste Roman von Paul Auster in der deutschen Fassung heraus. In "Sunset Park" beschäftigt sich der US-Amerikanische Kultautor mit der Finanzkrise, die sein Land beutelt, und die sich u.a. durch eine Krise auf dem Immobilienmarkt ausdrückt.

Der Sunset Park ist ein ziemlich heruntergekommener Park in Brooklyn. Dort befand sich ein verlassenes Haus, das Paul Auster bei einem Spaziergang aufgefallen ist. Er fotografierte es ausführlich, und als er einige Monate später daran vorbeiging, war nichts mehr davon übrig, es war dem Erdboden gleichgemacht worden. Und so wurde der Sunset Park zu einem wichtigen Schauplatz in Austers nunmehr 16. Roman. Die US-amerikanische Originalfassung ist 2010 herausgekommen, jetzt ist die deutsche Übersetzung bei Rowohlt erschienen.

In der dritten Person erzählend, folgt Auster seinen Figuren, die schließlich ein verlassenes Haus im Sunset Park besetzen: Da ist der 28-jährige Miles Heller, aus gutbürgerlichem Haus stammend, der sieben Jahre zuvor seine Familie verlassen hat, und jeden Kontakt mit ihr ablehnt. Er reduziert seine materiellen Bedürfnisse auf ein Minimum und arbeitet in Florida bei einer Firma, die zum Teil verwüstete Häuser entrümpelt, deren Besitzer sie sich nicht mehr leisten konnten. Dabei fotografiert er, was er sieht, eine Art Spurensicherung. Da er wegen einer Liebesaffäre mit einer Minderjährigen erpresst wird, flieht Miles Heller nach New York, wo ein anarchistisch angehauchter Jugendfreund ein Haus besetzt hat. Dort wohnen noch zwei Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen mit ihrem Leben schwer zurechtkommen.

Eine Person nach der anderen - allesamt unter 30 - wird von Auster genauestens beschrieben, ihre Gedanken, ihre Gefühle. Dazwischen gibt es immer wieder seitenlange Exkurse über des Autors Leidenschaften, wie dem Baseball oder über das heutige Amerika, das auf den Abgrund zugeht. "Es gibt einen Bürgerkrieg in Amerika, der nicht mit Waffen sondern mit Worten und Ideen stattfindet. Wir sind gespalten, und ich sehe diese Kluft immer größer werden. Und es wird für beide Seiten immer schwerer zu kommunizieren", meinte der Autor in einem Interview.

Auch Miles Hellers Vater, ein Verleger, der schließlich auch Opfer der Krise wird, bekommt einen Platz, gewissermaßen als Symbol des geistigen Niedergangs des Landes. Und so wird eine verlorene Generation portraitiert, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten dessen Träume geplatzt sind.

"Sunset Park" ist ein düsteres, brillant geschriebenes Werk. Es wurde unterschiedlich aufgenommen: so warf der Kritiker des britischen "Guardian" Auster vor, zu kühl, zu technisch brillant zu sein. Von einem "kleinen Auster" im Vergleich zu seinen vorangegangenen zwei Romanen schrieb die franko-kanadische Presse, während die französische Kritik mehrheitlich enthusiastisch war, für "Télérama" etwa ist "Sunset Park" "ein Juwel".

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Rowohlt - Sunset Park

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