Experte: Kein Ende der Euro-Krise

Kein rasches Ende der Eurokrise erwartet der Brüsseler Wirtschaftswissenschaftler Fabian Zuleeg. Er rechnet damit, dass die Eurozone in den kommenden Monaten für Spanien noch mehr Geld in die Hand nehmen muss. Die wieder aufkochenden Diskussionen um Griechenland und eine drohende Pleite seien symptomatisch, weil entgegen allen Beteuerungen bei Krisengipfeln die versprochenen Reformen nicht angepackt worden seien, sagt Zuleeg.

Morgenjournal, 25.7.2012

Der Brüsseler Wirtschaftswissenschaftler Fabian Zuleeg im Gespräch mit Cornelia Primosch.

"Wir haben nicht genug gemacht"

Es reiche nicht, "nur Griechenland zu retten", sagt Fabian Zuleeg vom European Policy Center in Brüssel. Es sei ein "systemisches Problem" in der Euro-Zone, das nicht nur verschiedene Länder betreffe, sondern auch verschiedene Sektoren wie den Bankensektor oder die öffentlichen Finanzen. "Und wir haben einfach nicht genug gemacht", so Zuleeg. Es gebe keinen längerfristigen Plan, "und dafür müssen wir jetzt zahlen."

Langfristige Lösung: Integration

Immerhin habe man dazu gelernt, dass Sparen allein nicht reicht. Die Lage sei kontrollierbar, es gebe mittlerweile Krisenmechanismen. Die bisherigen Maßnahmen seien insofern erfolgreich gewesen, als es gelungen sei, den Euro zu erhalten. "Wir waren schon ziemlich nah am Abgrund." Aber nach wie vor müsse ein langfristiger Plan gefunden werden. Das sei aber politisch schwierig, vor allem wenn es darum gehe, Entscheidungsgewalt an Brüssel abzugeben. Aber anders werde man die Krise nicht in den Griff kriegen. "Wenn wir nicht weiter integrieren, wird das ganze System auseinanderbrechen." Es gebe keine Alternative, auch politisch: "Wollen wir wirklich wieder in einem Europa leben, das sich in Einzelstaaten aufspaltet?"