AUA-Sparkurs: "Doc on Board" vor Aus

Das Sparprogramm der Lufthansa-Tochter AUA gefährdet jetzt ein Programm zur besseren medizinischen Versorgung von Passagieren. Die Plattform "Doc on Board" führt in Kooperation mit der AUA Zusatzausbildungen für Ärzte durch, damit die Mediziner bei einem Notfall über den Wolken effizient helfen können. Die AUA will dem Projekt aus Kostengründen die Trainingseinrichtungen nicht mehr wie bisher gratis zur Verfügung stellen.

Morgenjournal, 25.7.2012

Spezielle Ärztekurse

Die beruhigende Nachricht zuerst: Statistisch gesehen ist bei rund 75 Prozent aller Flüge zumindest ein Arzt unter den Passagieren. Kommt es aber tatsächlich zu einem medizinischen Notfall an Bord, sind die Ärzte oft nicht optimal geschult - denn die Versorgung von Patienten in 10.000 Metern Reiseflughöhe ist eine völlig andere als am Boden, erklärt der Flugmediziner David Gabriel, Gründer der Ärzte-Fortbildungsplattform "Doc on Board".

Deshalb bietet "Doc on Board" in Kooperation mit der AUA seit acht Jahren spezielle Ärztekurse für Notfälle in Flugzeugen an, die auch von der Ärztekammer anerkannt werden. Ein Kurs bei "Doc on Board" kostet etwa 550 Euro. Rund 1.000 Mediziner haben bisher daran teilgenommen und schon in mehreren Ernstfällen helfen können. Die AUA hat dem Projekt bisher die Trainingsräume und -geräte zur Verfügung gestellt - und zwar gratis. Das soll sich jetzt ändern.

Räume nicht mehr gratis

Wegen des strikten Sparkurses, den die defizitäre Lufthansa-Tochter eingeschlagen hat, soll "Doc on Board" künftig Gebühren für die Benutzung der AUA-Trainingseinrichtungen zahlen. AUA-Sprecher Michael Braun: "Wir können nicht Räume, die uns selber intern etwas kosten, einem kommerziellen Unternehmen gratis zur Verfügung stellen." Um welche Beträge es geht, wollen AUA und "Doc on Board" nicht sagen, kolportiert werden 400 Euro pro Stunde.

"Doc on Board"-Chef Gabriel kann die Sicht der AUA nicht nachvollziehen. Durch die gute Ausbildung der Ärzte unterstütze man ja den AUA-Sparkurs, weil in Notfällen der Arzt an Bord helfen kann und teure Zwischenlandungen vermieden werden. Wenn die AUA künftig Nutzungsgebühren für die Trainingsräume verrechne, dann wäre der Ausbildungsbetrieb nicht mehr finanzierbar, das Projekt "Doc on Board" müsste eingestellt werden, sagt Gabriel.

Flugbegleiter

AUA-Sprecher Braun sagt, wenn "Doc on Board" den Betrieb einstellt, dann wäre das aus Sicht der Fluglinie zwar bedauerlich, für die Passagiere werde das aber keine negativen Auswirkungen haben: "Die medizinische Versorgung unserer Passagiere an Bord ist überdurchschnittlich hoch verglichen mit anderen Airlines, weil wir sehr viel in die medizinische Ausbildung unserer Flugbegleiter investieren." Die Verhandlungen zwischen "AUA und Doc on Board" laufen noch weiter - beide Seiten betonen, man hoffe auf eine Einigung.