Manuel Legris bei ImPulsTanz

Heute Abend geht es beim Wiener ImPulsTanz Festival klassisch zu - vielleicht sollte man "klassischer" sagen: Der Leiter des Wiener Staatsballetts und ehemalige Solotänzer des Pariser Opernballetts Manuel Legris hat ein Programm mit Soli und Duos zusammengestellt, allesamt Klassiker des zeitgenössischen Tanzes.

Große Namen von Choreographen, wie Jiri Kilian, John Neumeier und Angelin Prejolcaj. Und: Manuel Legris wird selbst in zwei Stücken wieder als Tänzer auf der Bühne des Burgtheaters stehen.

Christian Fillitz: Manuel Legris, Sie haben für diesen Abend ein Programm mit mehreren eher kurzen Stücken zusammengesetzt. Diese Gala wird sicher einen speziellen Platz im Rahmen des ImPulsTanz-Festivals einnehmen?
Manuel Legris: Ja natürlich. Als Leiter des Wiener Staatsballetts präsentiere ich mich ein wenig anders als in dieser Funktion. Außerdem habe ich seit einigen Jahren bereits ein besonderes Verhältnis zu ImPulsTanz, ich habe mehrmals bei diesem Festival mitgewirkt. Für mich war es wichtig, da zu sein. Ich bin auch das Bindeglied zu meinen Tänzern, von denen ich hoffe, dass sie schon bald bei einem mehr zeitgenössischen Programm mitwirken können, also Dinge machen, die innerhalb der Compagnie nicht möglich sind. Andrerseits ist es schwierig, im Rahmen von ImPulsTanz etwas Passendes zu finden. Wir sind ja sehr klassisch im Verhältnis zu dem, was ImPulsTanz bietet. Da gibt es ja Dinge, die für mich kein Tanz sind, sondern Theater, oder - sagen wir - ein Laboratorium, oder Experimente. Die Stücke sind zeitgenössische Klassiker. Aber es gibt da Patrick de Bana oder Natalia Horecna, die bei Jiri Kilian getanzt hat, und Tänzer, die meine Freunde sind, aber vor allem große Künstler.


Sie haben das Programm ja zusammengestellt, nach welchen Kriterien?
Der Ausgangspunkt war das Stück "Il faut qu'une porte...", das Kilian für mich und Aurélie Dupont geschaffen hat, und ich hatte Lust, das wieder zu tanzen. Davon ausgehend habe ich dann Künstler gerufen, die eine große Karriere hatten oder haben, reife Menschen, und die außerdem meine Freunde sind. Es ist also eine Versammlung von Künstlern, die eine große Vergangenheit haben und die mit berühmten Choreographen gearbeitet haben, und die viel Erfahrung haben. Man könnte sagen: Es ist ein Schauspiel der Reife.

Sie werden selbst wieder auf der Bühne stehen. Wie ist das für Sie, nachdem Sie ja Ihre Karriere als Tänzer beendet haben?
Es stimmt, ich habe meinen Abschied von der Pariser Oper genommen, aber ich bleibe präsent in den Studios, ich arbeite mit den Tänzern. Ich habe auch bei der Japan-Tournee des Staatsballetts mitgetanzt, denn das war Teil des Vertrags; ich habe also nie wirklich aufgehört. Ich tanze allerdings Dinge, die in meiner Reichweite liegen, um nicht unnötige Risiken zu nehmen, und Dinge, die mir Spaß machen, die ich mag. Es ist also weder eine Fortsetzung noch ein Ende, sondern ich lebe einfach mein Leben weiter. Ich bin Ballettdirektor, aber in meiner Seele Tänzer.

Sie werden zwei Mal mit Aurélie Dupont, der Solotänzerin des Pariser Opernballetts, auftreten. Zu ihr haben Sie ja eine besondere Beziehung.
Aurélie Dupont ist eine privilegierte Partnerin, wie man wenige im Laufe seiner Karriere trifft. Ich habe mit Sylvie Guillem getanzt, dann mit Monique Loudière. Mit Aurélie Dupont habe ich 15 Jahre gearbeitet, dabei sind zahlreiche Uraufführungen entstanden, wir kennen uns also sehr gut. Wir hatten wenig Zeit zum Proben, denn sie war auf einer US-Tournee mit dem Pariser Opernballett, und obwohl ich seit drei Jahren nicht mehr mit ihr getanzt habe, war es, als ob wir uns noch am Vortag getroffen hätten. Wenn man sehr enge, intime Bindungen hat, dann kann die Zeit nichts verwischen.

Was macht eigentlich diese besondere Beziehung zu einem Tänzer oder einer Tänzerin aus?
Das kann man nicht erklären. Manchmal bringt man zwei Tänzer zusammen, und es funktioniert nicht. Es geht da um die Chemie zwischen zwei Personen. Was Aurélie und mich verbindet, ist sicher die Musikalität - wir haben die gleiche Art, Musik zu hören, wir haben auch eine ähnliche Sensibilität, und außerdem ergänzen wir uns. Die Qualitäten des einen kompensieren die Mängel des anderen. Wir sind komplementär, und das ist eine schöne Verbindung.

Ich wende mich jetzt an den Ballettchef: Wir sind jetzt im Sommer, sie werden kaum Urlaub machen können, die nächste Saison steht vor der Tür. In der vergangenen gab es die ersten Tourneen. Wie sind die gelaufen und was gibt es in der kommenden Saison?
Die Tourneen waren ein großer Erfolg, und das war mir sehr wichtig. Wir waren in Versailles, mit einem Marie-Antoinette-Abend, in Monte Carlo mit dem Robbins-Programm, in Japan haben wir zwei Gala-Abende gezeigt, mit verschiedenen kurzen Balletten und der "Fledermaus" von Roland Petit, und ich habe die Saison beim Festival von Spoleto mit einigen Tänzern beendet. Das Programm war also sehr dicht. Ich bin sehr glücklich und stolz, dass wir das alles geschafft haben. Aber nichts ist gesichert, und ich habe noch Ambitionen, ich möchte die Kreativität entwickeln. Ich habe ja bis jetzt große Ballette gebracht, deren Erfolg gewissermaßen garantiert war, und jetzt möchte ich, dass man für das Wiener Ensemble persönlichere Dinge kreiert.

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