Triumphale "Ariadne auf Naxos"

Die Premiere der "Ariadne auf Naxos" wurde bei den Salzburger Festspielen mit großer Spannung erwartet. Es stand nämlich die Urfassung der berühmten Oper auf dem Programm, die seinerzeit dem Komponisten Richard Strauss und dem Librettisten Hugo von Hofmannsthal einen Misserfolg bescherte, sodass sie Jahre später die allseits bekannte Fassung schufen. Es war eine Art nachträgliche Rehabilitierung, die da im Haus für Mozart über die Bühne ging - ein Triumph.

Morgenjournal, 30.7.2012

Es gibt sie noch, die Salzburger Festspielwunder, die Feiertage, die Sonntage des Theaters und der Oper, wie es der neue Schauspielchef der Salzburger Festspiele, Sven-Eric Bechtolf, bezeichnet. Und er zeichnet selbst verantwortlich, denn wo sonst könnte man eine kaum jemanden bekannte Urfassung der "Ariadne auf Naxos" erleben, die vor 100 Jahren bei der Uraufführung in Stuttgart durchfiel und doch so interessant und vielschichtig ist - und nicht nur für jenes Publikum, die die spätere, geläufige Fassung dieser Oper kennt.

Wo sonst als bei den Salzburger Festspielen könnte man sich diesen Luxus erlauben, den drei späteren Festspielgründern Strauss, Hofmannsthal und Max Reinhardt, die alle drei an dieser Urfassung einst schmiedeten, eine solche Reverenz zu erweisen? Alle drei träumten sie damals von einem Miteinander von Tanz, Schauspiel und Oper, und Sven-Eric Bechtolf versucht dies heute mit einer klugen Rahmenhandlung, einer Eleganz und Raffinesse, die seinesgleichen sucht, und nach den letzten Akkorden vom Publikum einhellig gewürdigt wurde.

Alles greift ineinander

Bechtolf stellte Hofmannsthal und die Gräfin Ottonie Degenfeld auf die Bühne, die das Urbild der Ariadne, der verlassenen Heldin, war. Diese sprechen von Molières Stück "Bürger als Edelmann", das in der Urfassung der Oper vorausging, das dann auch schon vor dem Publikum abrollt.

Alles greift ineinander, die Burgschauspieler wie Regina Fritsch, Peter Matic und der köstliche Cornelius Obonya als Jourdain, die Balletttänzer von Heinz Spoerlis Züricher Compagnie, die komödiantische Truppe der Zerbinetta, sowie Ariadne, Emily Magge und Jonas Kaufmann, der Star und Publikumsliebling, der sich panthergleich anschleichend seinen ersten Bacchus singt.

Ein herrlich funkelndes Zwitterwesen

Ein unendlich reiches, schimmerndes Bühnengemälde entwirft Bechtold mit dieser "Ariadne", das im Orchestergraben sein - von den Wiener Philharmonikern unter Daniel Harding - feines, kammermusikalisches Ebenbild hat. Auch wer die "Ariadne" gut kennt, wird überrascht sein über dieses funkelnde Zwitterwesen, das Strauss und Hofmannsthal einst so starkes Kopfzerbrechen verursachte.

Die Zerbinetta, herrlich und luftig erfinderisch gesungen von Elena Mosuc, ist in der Urfassung noch stärker als sie ohnehin in der späteren Version ist.

Auch die elegante Bühne und die Kostüme des Ehepaars Glittenberg sind von großer Pracht und Eleganz und doch scheint alles im Dienst der Hommage an die Festspielgründer zu stehen. Die ist wirklich gründlich und bewundernswert gelungen.