Klage gegen Test der Med-Uni-Wien?

An der MedUni Wien haben in den letzten sechs Jahren mehr Männer den Zugang zum Studium geschafft als Frauen. Daher hat sich die MedUni Wien entschlossen, den Test getrennt zwischen den Geschlechtern auszuwerten. Die Folge: Im diesjährige Eignungstest haben die Männer weniger Studienplätze bekommen. Nun denken einige männliche, abgewiesene Studenten daran zu klagen.

Mittagsjournal, 7.8.2012

Umstrittene Auswertung

Der Zorn unter einigen nicht zum Studium jungen Männern ist groß. Auf Internet-Foren trotzen sie dem Ergebnis und überlegen die MedUni Wien wegen Benachteiligung zu klagen. Von Sexismus, Diskriminierung und Betrug wird da gesprochen. Die neue Auswertungsmethode, bei der Frauen und Männer getrennt voneinander ausgewertet worden sind, ist also unter vielen umstritten - nicht nur unter Männern. Auch junge Frauen, die den Test geschafft, haben kritisieren das Verfahren und sagen, sie wollten keine Quotenfrauen sein. Rund 56 Prozent der 740 Studienplätze gehen heuer an Frauen.

Klage "nicht aussichtslos"

Etwa 100 Männer haben sich daher bisher quasi offiziell an die Österreichische Hochschülerschaft gewandt und nachgefragt, ob sie sich dagegen wehren könnten. Aus juristischer Sicht ist das keine klare Sache. Verfassungsrechtler Heinz Mayer schlägt sich juristisch auf die Seite der Männer und hält eine Klage für - wie er sagt - nicht aussichtlos. Die jungen Männer müssten - so Mayer - gegen den abweisenden Bescheid mit dem sie nicht aufgenommen worden sind Rechtsmittel ergreifen und sich dann an den Verfassungsgerichtshof werden.

Testauswertung doch zulässig?

Verfassungsjurist Öhlinger sieht die Sachlage konträr und hält die neue Auswertungsmethode für "im Prinzip rechtlich zulässig", weil er offensichtlich Benachteiligungen ausgleiche, die der Test für Frauen gebracht hat. Die juristische Diskussion wird also weiter gehen, ob die neue Art der Auswertung fair war oder nicht.

Die MedUni Wien will es notfalls auf eine Klage ankommen lassen, man habe sich vor Änderung des Auswertungssystems rechtlich abgesichert, sagt Thomas Angerer, Sprecher der MedUni Wien. Es gebe auch keine Rücklagen für etwaige Schadensersatzforderungen oder zusätzliche Studienplätze. Einen Plan B - sollte doch ein abgewiesener Student klagen und recht bekommen, gibt es nicht. Übrigens: Nächstes Jahr wird diese Debatte hoffentlich - so Experten - nicht nötig sein, denn da soll es ein neues, gleich für alle drei österreichischen Medizin-Unis gültiges, mehrstufiges Aufnahmeverfahren entwickelt worden sein.