Aus für DiabetikerInnen-Produkte

Das Geschäft mit zuckerarmen, für Diabetiker geeigneten Lebensmitteln war in den letzten Jahren ein floriendes Geschäft. In Deutschland machte der Handel pro Jahr einen Umsatz von ungefähr einer halben Milliarde Euro. Anfang Oktober tritt in Deutschland aber eine Verordnung in Kraft, die speziell ausgeschilderten DiabetikerInnen-Produkte verbietet.

Mittagsjournal, 11.8.2012

Mediziner: Spezielle Lebensmittel gar nicht nötig

Auch wenn die deutsche Diabetiker-Produktregelung, die auf einer EU-Richtlinie aus dem Jahr 2009 beruht, erst im Oktober in Kraft tritt – die Auswirkungen sind schon jetzt zu sehen. Egal, welche Supermarktkette man in Österreich aufsucht, die Regale mit den speziellen Diabetikerschokoladen und -keksen leeren sich. Es gebe keinen Nachschub aus Deutschland, heißt es etwa aus der SPAR-Zentrale in Salzburg.

Viele Lebensmittelhersteller hätten die DiabetikerInnen-Produkte aufgelassen. Andere, wie Schneekoppe etwa, würden ihr Sortiment etwas verkleinern und die Rezepturen ihrer Produkte verändern und diese dann unter einem anderen Namen wieder auf den Markt bringen. Der Hintergrund dieser deutschen Regelung ist ein wissenschaftlicher. Ernährungsmediziner sind davon überzeugt, dass spezielle Lebensmittel für Zuckerkranke nicht nötig seien.

Schädling Fructose

Stoffwechselexpertin Alexandra Kautzky-Willer von der Medizinischen Universität Wien hält die deutsche Regelung für richtungsweisend: "Die ganzen Produkte, die speziell für DiabetikerInnen ausgewiesen sind, haben dazu geführt, dass Diabetiker/Diabetikerinnen, aber auch Menschen ohne Diabetes gedacht haben, sie können das konsumieren, das kann nur gut sein für die Gesundheit. Viele haben auch geglaubt, dass sie dadurch Kalorien sparen und dass das günstig für ihr Gewicht ist."

Das sei ein großer Trugschluss, dem viele aufgesessen sind, denn DiabetikerInnen-Produkte würden oft ungesunde, kalorienreiche, gesättigte Fette sowie Fructose, also Fruchtzucker enthalten. "Fructose hat nämlich, was man seit nicht allzu langer Zeit weiß, offensichtlich sehr ungünstige Effekte. Sie in zu hoher Konzentration zu einer Fettleber führen, zu einem Anstieg der Blutfette, zu einer verstärkten Insulinunempfindlichkeit, zu Übergewicht, zum metabolischen Syndrom. Das sind Effekte, die letztlich auch den Gefäßen schaden. Das heißt, dass man sich möglicherweise nicht nur nichts Gutes tut, sondern unbewusst auch sehr viele Kalorien zu sich nimmt und zusätzlich noch ungünstige Stoffwechseleffekte hat."

Fazit ist also, dass viele österreichische DiabetikerInnen als Folge der deutschen Regelung ihre Ernährungsgewohnheiten ändern und verstärkt auf ganz normale Lebensmittel zurückgreifen müssen. "In Wirklichkeit gibt es auch keine wirklichen Unterscheidungen zwischen Diabetes und Nicht-Diabetes. Man soll eine gesunde, vernünftige, ausgewogene Kost haben", so Kautzky-Willer.

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