Phänomen David Guetta

Dass ein einfacher Club-DJ zum Pop-Star aufsteigen kann, der problemlos ganze Fußballstadien füllt, das hat David Guetta auf beeindruckende Weise vorgezeigt. So erfolgreich ist Guetta, dass sich mittlerweile sogar amerikanische Stars wie Usher oder die Black Eyed Peas um die Zusammenarbeit mit dem Franzosen reißen.

Sein aktuelles, 2011 erschienenes Album "Nothing But The Beat" landete dann auch gleich bei Erscheinen auf Platz 1 der österreichischen Hitparaden. Samstagabend trat David Guetta zusammen mit anderen Stars der Szene vor 40.000 Fans in der Wiener Krieau auf.

Mittagsjournal, 11.8.2012

Platter aber energetischer europäischer Techno und dazu eingängiger amerikanischer Hip-Hop oder Soul, das ist die Mischung, die David Guetta bedient und mit der er die Hitparaden bestimmt. Dem Zufall wird da nichts überlassen. Bevor Guetta eine Single auskoppelt, probiert er den Song bei seinen zahllosen Auftritten aus. David Guetta: "Die großen Radiostationen und Plattenfirmen zahlen viel Geld, um auszutesten, wie eine neue Platte ankommt. Ich habe das große Glück, alle paar Tage meine 10.000 Testhörer zu haben und an ihren Reaktionen zu sehen, ob ein neuer Song funktioniert."

Der britische Musikjournalist Simon Reynolds hat für diese neue Musikgattung den Begriff "Digitaler Maximalismus" geprägt. Andernorts war auch schon von "Maximal Pop" die Rede. Die Songs entstehen dabei im Baukastenprinzip. Produzenten wie David Guetta sorgen für die Akkordabfolge und programmieren die Beats. Danach tritt ein sogenannter Topliner auf den Plan, der Melodieläufe und Text einbringt, vor allem aber die sogenannten Hooks. Das sind musikalische Phrasen mit Ohrwurmpotenzial, die den Hörer gefangen nehmen sollen. Früher reichte es, einen Hook pro Song zu haben, mittlerweile braucht es vier, weil der Hörer einem Song im Radio nur mehr sieben Sekunden gibt. Baumelt er innerhalb dieser Zeit nicht am Hook, also am Haken, schaltet er weiter.

Das Leben als Maturareise

Der 44-jährige Guetta hat das DJing von der Pike auf gelernt. Schon mit 17 hat er in diversen Pariser Diskotheken die Platten anderer aufgelegt. Später begann er dann, seine eigene Musik zu produzieren. David Guetta: "Früher war es unmöglich, ohne eine klassische Ausbildung Musik zu machen. Heute kann ich dank der digitalen Technik auch als schlechter Pianist eine Klavierstrecke einspielen und sie anschließend dann am Computer korrigieren. Ich muss kein Virtuose sein, um meine Ideen zu verwirklichen."

Auch ohne ein Virtuose zu sein, hat es Guetta bisher schon auf zwei Grammys, drei Millionen verkaufte Alben und zwölf Millionen verkaufte Singles gebracht. Sein Erfolg lässt sich wohl darauf zurückführen, dass er das Leben zur Maturareise erklärt. Und so ist die Welt in Guettas Songs ein schneeweißer Sandstrand, der Dresscode schreibt Badehose und Bikini vor, man ernährt sich von Cocktails und Sonne und in den expliziten Texten haben mehr die Hormone als der Kopf das Sagen.

Im Internet kursiert übrigens eine Fotomontage. Unter dem Titel "David Guetta's Piano" ist ein Klavier mit nur drei Tasten zu sehen. Auf dem spielt Guetta allerdings wirklich wie kein anderer. Und warum soll man auch anspruchsvolle Musik machen, wo das Leben doch so einfach ist.

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