Berliner Aktivisten gegen Waffenhersteller
In Berlin sorgt die Gruppe Zentrum für politische Schönheit seit einiger Zeit für Aufsehen: Den Aktivisten, die sich im Grenzbereich von Kunst und Politik mit internationalen Organisationen, Rüstungskonzernen, Banken und der Regierungspolitik anlegen, werden Wild-West-Methoden vorgeworfen. Nun wollen sie die Lieferung von 270 Leopard-2-Panzern aus Deutschland nach Saudi-Arabien verhindern.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 18.8.2012
Über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt geworden sind die Aktivisten des Berliner Zentrums für politische Schönheit vor zwei Jahren - als sie einen Berg aus mehr als 16.000 Schuhen in Verbindung mit dem Symbol der UNO vor dem Brandenburger Tor auftürmten, um an die Opfer des Massakers in Srebrenica während des Bosnien-Krieges zu erinnern, da die UN-Blauhelme das Verbrechen nicht verhindern konnte.
Dann beschäftigte man sich mit Lebensmittelspekulationen der Deutschen Bank und derzeit hat die Gruppe einen der größten Rüstungskonzerne im Visier, nämlich den Waffenhersteller Krauss-Maffei-Wegmann, kurz KMW. In der Kritik: geplante Lieferungen von Kampfpanzern des Typs Leopard 2 an Saudi-Arabien - von der deutschen Regierungskoalition geduldet.
André Leipold vom Zentrum für politische Schönheit kritisiert, dass diese neue Version des Panzers mit verkürztem Kanonenrohr und kleinerem Wendekreis vor allem im urbanen Gebiet zum Einsatz kommen soll. Als Beispiel wird die blutige Niederschlagung der Proteste in Bahrain im Frühjahr 2011 mit Hilfe Saudi-arabischer Truppen genannt.
Kopfgeld für Waffenhersteller verboten
Aktionismus zeichnet die Gruppe aus: Im Mai hatte sie im Internet ein Kopfgeld von 25.000 Euro ausgesetzt - für Hinweise, die zur Verhaftung der Eigentümer des Rüstungskonzerns führen. Das dürfen die Aktivisten nicht mehr, einer der Eigentümer hatte auf Unterlassung geklagt und Recht bekommen - was die Gruppe aber nicht davon abhält, selbst nach Hinweisen zu suchen, so André Leipold.
Übles Denunziantentum wird der Gruppe vorgeworfen, doch die Aktivisten nennen dies aggressiven Humanismus. Als nächste Aktion des Zentrums für Politische Schönheit ist Ende August ein speakers corner am Alexanderplatz in Berlin geplant, es wird um die Rolle der neuen Medien im Prozess des Demokratieverlustes gehen.