Werkbundsiedlung: Ausstellung Wien Museum
"Modernste Gartenstadt der Welt" meinten die einen, "Siedlungsbauten für Zwerge" die anderen. Die Rede ist von der Wiener Werkbundsiedlung, die vor 80 Jahren als avantgardistisches Bauprojekt der Zwischenkriegszeit in Lainz errichtet worden war. Die historischen, sozialkritischen und kulturpolitischen Hintergründe der Werkbundsiedlung beleuchtet jetzt eine Ausstellung im Wien Museum am Karlsplatz.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 5.9.2012
Die Liste der Architekten kann sich sehen lassen: Adolf Loos war ebenso mit dabei wie Joseph Hoffmann, Oswald Haerdtl, Gerrit Rietveld, Clemens Holzmeister und Margarethe Schütte-Lihotzky. Heute ist man sich einig: Die Werkbundsiedlung ist ein Wiener Architekturjuwel und wird derzeit auch generalsaniert.
Statement für besseres Leben
"Moderne Haustypen für künftige Siedlungsanlagen - Wirtschaftlichkeit auf engstem Raum" unter diesem Motto wurde anno 1932 am Stadtrand von Wien eine Ausstellung eröffnet. Es war eine besondere Ausstellung: 70 Musterhäuser komplett möbliert, entworfen von 30 renommierten Architekten unter der Leitung von Josef Frank waren zwei Monate lang für die Öffentlichkeit zugänglich. Mehr als 100.000 Menschen sind damals zur "größten Bauausstellung Europas" gepilgert.
Es sei weltweit das größte Architekturevent des Jahres 1932 gewesen, sagt der Direktor des Wien Museums Wolfgang Kos und es würde sich durchaus auszahlen, sich die Anlage einmal mit dem Mikroskop anzuschauen, so Kos: "Das Projekt war ja ein Statement für ein besseres, ein anderes Wohnen und Leben."
Wiener Glücksmaximum
Im Wien Museum wird dieses "Manifest des Neuen Wohnens" illustriert - nicht nur mit Plänen, Fotos, und Modellen, sondern auch mit Originalmöbeln bis hin zur Rekonstruktion eines Bibliotheksraumes. Die Werkbundsiedlung als soziale und ästhetische Utopie von einem besseren Leben aus dem Geist der Moderne. Das Ziel sei gewesen, auf kleinem Raum, komfortableres Wohnen zu ermöglichen, erklärt der Kurator Andreas Nierhaus: "Damals war immer vom Existenzminimum die Rede. In Wien hat man gesagt, man will das Glücksmaximum."
Ursprünglich waren die Häuser zum Verkauf gedacht, letztendlich gab es aber - zur Zeit der Weltwirtschaftskrise - nur für 14 der 70 Häuser finanzkräftige Abnehmer, die restlichen
Objekte sind 1938 ins Eigentum der Stadt Wien übertragen worden und seit damals Gemeindewohnungen. 2016 soll die Generalsanierung der Werkbundsiedlung abgeschlossen werden.
service
Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Wien Museum ermäßigten Eintritt (EUR 2,-).
Wien Museum