Erste Krankenkasse zahlt bei Burnout

Psychische Erkrankungen sind mittlerweile der Hauptgrund für Langzeitkrankenstände in Österreich. Burnout-Patienten warten im Schnitt mindestens 30 Wochen auf Psychotherapie. Als erste Krankenkasse zahlt nun jene für die Bediensteten der Stadt Wien die gesamte Therapie.

Morgenjournal, 10.9.2012

Hohe Kosten durch Burnout

Immer mehr Menschen sind wegen psychischer Krankheiten lange in Krankenstand. Und immer mehr gehen deshalb früh in Pension. Für Lisa Tomaschek-Habrina, die Leiterin der origo-Gesundheitszentren ein Grund, sich um einen Kassenvertrag zu bemühen, und nennt Zahlen: "Erwerbungsunfähigkeitspensionen aufgrund diagnostizierter psychiatrischer Krankheiten sind 2002 von 59.600 auf fast 98.800 2010 gestiegen. Das bewirkt einen volkswirtschaftlichen Schaden von 3,3 Milliarden Euro. Das ist natürlich nicht wenig."

Therapie soll Kosten senken

Einig wurde man mit der KFA, der Krankenfürsorgeanstalt für Bedienstete der Stadt Wien. Sie bezahlt nach entsprechender Diagnose die gesamte Therapie für Menschen mit Stresserkrankungen. Der Bedarf steigt ständig, sagt Generaldirektor Josef Buchner. Er erklärt: "Die Situation war so, dass wir in den letzten Jahren sehr starke Zuwachsraten gehabt haben, Anstiege zwischen 15 und 25 Prozent. Und wir hoffen, dass dies auch ein Beitrag wird, diese Anstiege abflachen zu können." Die Kosten sind berücksichtigt, sagt Josef Buchner, langfristig soll sich das auch für die Kasse bezahlt machen. "Ich würde so sagen, dass wir, wenn wir verstärkt in Richtung Psychotherapie gehen, dann höhere Folgekosten vermeiden können – Folgekosten, die auch die Krankenkassen betreffen", hofft Buchner.

Umdenken gefordert

Lisa Tomaschek-Habriner kritisiert, dass die Krankenkassen in Österreich viermal so viel Geld für Psychopharmaka ausgeben wie für Psychotherapie. Sie fordert ein Umdenken. Die origo-Gesundheitszentren führen mittlerweile Gespräche auch mit anderen Krankenkassen, sagt Geschäftsführerin Lisa Tomaschek-Habrina, aber die seien schwierig. "Man weiß, dass die psychotherapeutische Behandlung bei Stresserkrankungen ein wesentlicher Faktor in der Behandlung ist. Rein medikamentöse Behandlung ist hier nicht sinnvoll, sondern immer eine Kombination von Medizin und Psychotherapie. Das ist die State-of-the-Art-Behandlung. Das wissen viele, die budgetären Mittel gibt es häufig nicht."

Die KFA für die Bediensteten der Stadt Wien betreut 124.000 Versicherte. Ihnen verspricht der Generaldirektor auch, dass sie die Betreuung nicht nur bezahlt bekommen, sondern auch nicht lange darauf warten müssen.