Kasimir und Karoline in der Josefstadt

Donnerstagabend hat am Wiener Theater in der Josefstadt Ödön von Horvaths Volksstück Kasimir und Karoline Premiere. Die Uraufführung fand 1932 statt, unter dem unmittelbaren Eindruck der großen Weltwirtschaftskrise. Das ergab einen hochaktuellen Bezug zum Heute.

Morgenjournal, 13.9.2012

"Kasimir und Karoline" spielt auf dem Münchner Oktoberfest. Kasimir hat soeben seinen Job als Chauffeur verloren und versucht, sich mit seiner Verlobten trotzdem zu amüsieren. Eine Attraktion dabei ist das Auftauchen eines Zeppelins, doch Kasimir ist nicht in Stimmung, um das allgemeine Entzücken zu teilen: "Da fliegen droben 20 Wirtschaftskapitäne und herunten verhungern derweil einige Millionen. Ich scheiß dir was auf den Zeppelin."

Feiern als Zeichen für das Leben

Regisseur Georg Schmiedleitner sieht die Figuren des Stücks vor dem Abgrund stehend. Trotzdem wollen sie leben, sie wollen sich unterhalten. Sie wollen eilig das Leben genießen. Das ist neben dem depressiven Grundton des Stückes das Hoffnungsvolle: Menschen leben, auch wenn es eine Krise gibt. Sie denken an das Leben und an das Feiern - sie sind also nicht tot.

Jeder versucht, zu überleben, einige arrangieren sich, andere brechen Autos auf, junge Mädchen setzen ihren Körper als Kapital ein, gesellschaftliche Konventionen werden gesprengt - und was bleibt ist ein Katzenjammer. "Ich müsst so tief unter mich hinunter, damit ich höher hinaufkann", sagt Karoline über sich.

Hinterhofatmosphäre versus Illusionsraum

Mit seiner Inszenierung will Georg Schmiedleitner eine Art Kontrapunkt zu dieser Düsterheit schaffen. Er hat bewusst keine Pause gemacht, damit das Stück einen Sog bekommt und dem heutigen Tempo angepasst ist. Er wollte eine Achterbahnfahrt erzählen - ohne Pausen.

Die Schauspieler, die immer auch physisch gefordert sind - nicht zuletzt wegen eines monumentalen, zum Zuschauerraum offenen weißen, im Inneren mit Glühbirnen tapezierten, Kubus, in den sie sich immer wieder hieven müssen, auf den sie klettern, oder unter dem sie kriechen. Der Regisseur wollte mit Absicht keinen Naturalismus oder Realismus abbilden, ebenso wenig wie das Oktoberfest direkt gezeigt werden sollte. Einerseits sollte das Gefühl einer Hinterhofatmosphäre gegeben sein, andrerseits sollte die Bühne ein Illusionsraum sein. Menschen sollten wie die Fliegen immer zum Licht gehen.

Dank Horvaths Sprache hat das Stück nichts von seiner aktuellen Gültigkeit verloren. Georg Schmiedleitner versucht deshalb auch eine Art zeitlose Inszenierung.

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Theater in der Josefstadt - Kasimir und Karoline