Biographie von Salman Rushdie

Wenn der Name Salman Rushdie fällt, denkt man sofort an die "Satanischen Verse". Das Werk hatte den Autor schlagartig berühmt gemacht. Weniger durch seine literarischen Qualitäten, sondern wegen der katastrophalen Folgen, unter denen Salman Rushdie bis heute leidet. Der indisch-britische Schriftsteller arbeitet jetzt in seinen neu veröffentlichten Memoiren die Vergangenheit auf.

Morgenjournal, 19.9.2012

Salman Rushdie ist seit 23 Jahren auf der Flucht vor religiösen Fanatikern. 1989 verfügte der iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini eine Fatwa gegen ihn. Muslime weltweit sind aufgerufen, Rushdie zu ermorden. Erst vor kurzem erhöhte eine iranische Stiftung das Kopfgeld auf 3,3 Millionen Dollar.

Bücherverbrennungen und Ausschreitungen

"Joseph Anton" ist der Titel der mit Spannung erwarteten Autobiografie. Das war Salman Rushdies Deckname im Untergrund als er unter ständigem Polizeischutz von einem Ort zum anderen zog. Ein literarisches Konstrukt aus Joseph Conrad und Anton Tschechov. Salman Rushdie durchlebt mit melodramatischen Effekten, Polemik und Sarkasmus diese traumatische Zeit nach der Veröffentlichung der Satanischen Verse. In Indien, der Heimat des Schriftstellers, wurde die Einfuhr verboten, es gab Tote bei Unruhen. Es folgten Bücherverbrennungen und Ausschreitungen von Muslimen in England, Anschläge auf Übersetzer und Verleger des Romans. Auch in Algerien und Ägypten starben kritische Intellektuelle, weil sie islamischen Fundamentalisten ein Dorn im Auge waren.

Heute wäre alles komplizierter

Mit diesen Folgen habe er nicht gerechnet, sagt Salman Rushdie in einem BBC Interview: "Ich dachte mir, konservative religiöse Menschen werden das Buch nicht mögen. Meine Einstellung war und ist: nichts ist tabu. Es war erschreckend, ich war besorgt, dass niemand für diese Taten vor Gericht gestellt wurde, obwohl diese Menschen jede Woche meinen Tod forderten."

Salman Rushdie könnte mit der Veröffentlichung seiner Autobiografie die gereizte Stimmung in der arabischen Welt weiter anheizen. Das BBC Interview wurde vor dem Ausbruch der gewalttätigen Proteste gegen das islamfeindliche Mohammed Video aufgenommen. Er würde die satanischen Verse wieder so schreiben, sagt Rushdie, sie würden aber heute vermutlich nicht mehr in dieser Form veröffentlicht werden: "Schauen Sie, wie freie Meinungsäußerung in Ländern wie Ägypten, Algerien und Iran durch religiösen Extremismus attackiert wird. Ein islam-kritisches Buch herauszubringen wäre heute wesentlich schwieriger."

Das Ende des Kapitels?

Die satanischen Verse kamen 1988 heraus, vor der Verbreitung des Internets und vor Google. Er hätte wohl keine Überlebenschance gehabt, wäre er ins Fadenkreuz dieser Verbreitungswege geraten, sagt Rushdie. Er beschreibt in seiner Autobiographie die Feigheit vor dem Feind, die jahrelangen privaten und beruflichen Krisen, die das Leben als todgeweihter Mann mit sich brachten, die mediale Unterstützung seiner Verfolger und die Hinhaltetaktiken der britischen und der US Regierung. Er würdigt die Solidarität seiner Freunde und erzählt von der Rückbesinnung auf seine indischen Wurzeln.

Warum kommen seine Memoiren gerade jetzt heraus? „Ich wollte schon vor langer Zeit die Tür zur Vergangenheit endgültig zuschlagen und mein Leben leben, ich wartete mit dem Buch, bis ich genügend Distanz hatte“, erzählt der Autor. Der einzige Weg in einer freien Gesellschaft zu leben, ist das Gefühl zu haben, Dinge offen aussprechen zu können, sagt Rushdie. Heute fühlt er sich frei
und ist überzeugt, dass dieses grauenhafte Kapitel in seinem Leben vorbei ist.

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