Superreiche kaufen Londoner Immobilien

Für den Londoner Immobilienmarkt galten schon immer andere Gesetze, Preise für Wohnungen und Häuser in der Themse Metropole sind nach Angaben von Maklern seit der Finanzkrise um 50 Prozent gestiegen. Vor allem Luxusimmobilien in den vornehmen Londoner Vierteln sind begehrter denn je.

Superreiche aus der Eurozone bringen ihr Vermögen im Nicht-Euro-Land Großbritannien in Sicherheit und wohlhabende Investoren aus Asien und Russland finanzieren prestigeträchtige Bauprojekte in der Stadt. Den Liberaldemokraten in der Regierung von Premier David Cameron ist dieser Trend ein Dorn im Auge, reiche Käufer aus dem Ausland würden die Briten aus dem Immobilienmarkt drängen, sagen sie. Sie fordern Einschränkungen beim Kauf von Zweitwohnsitzen.

Mittagsjournal, 22.9.2012

Aus London,

In den 70er Jahren kamen zuerst die Ölscheichs nach London und kauften hier ihre Villen und Penthäuser. Der internationale Finanz- und Handelsplatz wurde im Laufe der Zeit zu einer der Lieblingsstädte für Superreiche aus der ganzen Welt. Jede Krise hat den Markt für Objekte im Hochpreissegment noch stärker gemacht, sagt Liam Bailey von der auf Luxusimmobilien spezialisierten Maklerfirma Knight Frank: „In den letzten zwei Jahren, seit sich die Krise in der Eurozone ausweitet, hat sich der Anteil an europäischen Käufern für Luxusimmobilien in London von 10 auf 20% verdoppelt.“

Jede zweite unter Anführungszeichen „billigere“ Immobilie im Wert von bis zu umgerechnet 1,2 Millionen Euro geht noch an einen britischen Käufer, je teurer die Objekte sind, desto weniger heimische Interessenten gibt es, sagt Bailey: „Bei mehr als umgerechnet 10,2 Millionen Euro, haben wir einen Anteil von 70% an ausländischen Käufern, aus Russland, der Ukraine, China und dem mittleren Osten, eine sehr unterschiedliche Gruppe.“

Die Zahl der Hypothekarkredite in Großbritannien ist an einem historischen Tiefpunkt angelangt. Banken leihen nur zögerlich, ausländische Investoren haben das nötige Eigenkapital um entweder Immobilien zu kaufen oder große Bauprojekte zu finanzieren, sagt Yolande Barnes Chefin der Immobilien-Beratungsfirma Savills Research: „London hat durch seine politische und wirtschaftliche Stabilität, durch Kultur und Bildung, seine Attraktivität für ausländische Investoren erhalten. Seit Anfang 2007 sind umgerechnet 24 Milliarden Euro an neuem Eigenkapital in die Stadt geflossen.“

Während die Immobilienpreise in Großbritannien seit der Finanzkrise unverändert sind, steigen die Preise für Objekte im Zentrum von London wegen dieser starken Nachfrage weiter an, sie sind 50% teurer als noch vor 3 Jahren. Die Liberaldemokraten, der kleiner Koalitionspartner in der Regierung von Premierminister David Cameron, beraten auf ihrer Herbstkonferenz nächste Woche, Einschränkungen von Superreiche beim Erwerb von Zweitwohnsitzen sowie eine stärkere Besteuerung. Liam Bailey von Knight Frank bezweifelt die Behauptung der Liberaldemokraten, wohlhabende Ausländer würden nur zu Investitionszwecken in London Immobilien kaufen: „Die meisten Ausländer kaufen Immobilien, die sie dann vermieten. In diesem Fall macht es keinen Unterschied, ob das Objekt einem britischen oder ausländischen Vermieter gehört. Eine Londoner Familie findet so ein Zuhause. Die Liberaldemokraten verfolgen eine verwirrende politische Strategie.“

Ein großer Teil des Londoner Immobilienmarktes war immer schon international das wird sich nicht ändern, weil Reichtum sich global verteilt, so Bailey. Einschränkungen für ausländische Investoren in London würden der gesamten britischen Wirtschaft schaden.