Boom bei Unternehmensanleihen

Unternehmensanleihen boomen: So viele Unternehmen wie schon lange nicht begeben derzeit Anleihen. Sie holen sich damit Geld vom Kapitalmarkt, um etwa Investitionen zu finanzieren, und werden damit unabhängiger von Banken.

Mittagsjournal, 29.9.2012

"Es werden noch mehr"

Der Stahlkonzern Voestalpine, der Ölkonzern OMV, der Handelsriese SPAR und der Tiroler Traditionsbetrieb Egger Holzwerkstoffe - sie alle begeben derzeit Anleihen. Und sie sind nicht die einzigen, sagt Börse-Vorstand Birgit Kuras: "Es sind heuer bereits 19 Unternehmensanleihen begeben worden in einem Volumen von 3,7 Milliarden Euro, und wir erwarten noch weitere."

Alternative zum Sparbuch

Wenn ein Unternehmen eine Anleihe begibt, heißt das, dass es sich Geld von mehreren Investoren ausborgt. Ob das private Anleger sind oder institutionelle wie Banken oder Versicherungen hängt von der Stückelung ab. Für die aktuelle OMV-Anleihe etwa muss man pro Anteil 100.000 Euro hinlegen, bei der Egger-Anleihe waren es etwa nur 500 Euro. Dementsprechend sind rund 80 Prozent der Egger-Anleger private Kunden gewesen. Laut Kuras sind Unternehmensanleihen für Privatanleger eine interessante Alternative zu derzeit kaum verzinsten Sparbüchern.

Längere Laufzeiten

Für die Unternehmen sind Anleihen eine Möglichkeit, unabhängiger von Bankkrediten zu werden. Angesichts der strengen neuen Eigenkapitalvorschriften würden Banken restriktiver Kredite vergeben, vor allem was Laufzeiten betrifft, sagt der für Finanzen zuständige Vorstand der Egger-Gruppe, Thomas Leissing. "Das heißt, eine Bank würde lieber einen Kredit über fünf Jahre machen als über sieben Jahre. An der Börse ist aber eine siebenjährige Laufzeit sehr gut zu bekommen."

Chance der Öffentlichkeit

Viele Firmen scheuten sich, Geld über die Börse auszuleihen, weil sie dann zu mehr Transparenz gezwungen seien. Das heißt, die Unternehmen müssen bereit seien, sich zu öffnen, Bilanzen zu veröffentlichen und Investoren Fragen zu beantworten. Das biete aber auch Chancen, sagt Leissing: "Wir erhöhen unseren Bekanntheitsgrad, sind damit vielleicht attraktiver für den einen oder anderen potenziellen Mitarbeiter und sind beim Kunden präsenter."

Ab Montag ist die Egger-Anleihe an der Wiener Börse notiert. Das Geld verwendet das Unternehmen so wie viele andere zur Bezahlung von bestehenden Schulden und zur Finanzierung von Investitionen.