Schlaganfall: Gefahr stummer Infarkt

24.000 Menschen pro Jahr erleiden in Österreich einen Schlaganfall. Er ist nach Herzinfarkt und Krebs die dritthäufigste Todesursache und die Hauptursache für Behinderungen bei Erwachsenen. Neurologen warnen nun anlässlich des bevorstehenden Welt-Schlaganfall-Tags am 29. Oktober, dass es immer Jüngere trifft und dass die Symptome oft unbemerkt bleiben.

Mittagsjournal, 24.10.2012

Lange unbemerkt

Es ist eine stumme Gefahr, deren Dunkelziffer hoch ist : Jeder fünfte Patient mit akutem Schlaganfall im Alter zwischen 18 und 55 Jahren hatte bereits zuvor einen Hirninfarkt, ohne dass ihm das bewusst war. Entdeckt wird der stumme Infarkt dann erst bei Nachuntersuchungen in der Computertomographie, sagt der Neurologe Wilfried Lang vom Krankhaus der Barmherzigen Brüder in Wien: "Wir wissen, dass über die lange Lebensspanne diese kleinen unbemerkten Infarkte auch dazu führen, dass das Nervennetzwerk beeinträchtigt ist und Funktionen wie das Gehen, das Denken, das Fühlen und das Handeln beeinträchtigt werden."

Aspirin reicht nicht immer

Nun ist der Schlaganfall selbst ein markantes Ereignis, könne aber viele, ganz unterschiedliche Ursachen haben, sagt Lang - "im Herzen, in den Gefäßen, die zum Gehirn hinaufziehen, und auch in den kleinen Gehirnarterien kann es zum Verschluss kommen. Und wenn ein Gefäß im Gerhirn verschlossen ist, hat es einen Mangel an Ernährung und das Gewebe geht zugrunde." Das macht die Prävention auch so schwierig . Von den Hausärzten breit eingesetzt wird Acetylsalicylsäure , besser bekannt unter dem Namen Aspirin. Jedoch sei Aspirin in bestimmten Fällen wichtig, aber nicht in der Primärprävention, so Wilfried Lang: " Personen, die zum BEispiel einen Schlaganfall erlitten haben aufgrund enier Arterosklerose, einer Gefäßerkrankung, werden weiter Aspirin bekommen oder andere Thrombozytenaggregationshemmer. Aber wenn die Ursache des Schlaganfalls im Herzen lag, und da ist die häufigste Ursache das Vorhofflimmern, dann wissen wir, das haben viele Studien gezeigt, dass Aspirin nicht ausreicht." Hier sind viel eher Blutgerinnungshemmer wie Marcoumar angesagt, die aber genau auf den Patienten eingestellt werden müssen, aber auch schon eine neue Generation von Medikamenten, die ihnen gleichkommen.

Immer mehr Junge gefährdet

Zwar nimmt die Zahl der Schlaganfälle und auch der stummen Hirninfarkte mit dem Alter zu - trotzdem sind auch immer mehr Menschen unter 45 betroffen. Das liege an den Risikofaktoren, sagt Neurologe Lang. "Immer mehrjunge Menschen haben Risikofaktoren wie Übergewicht und Rauchen, entwickeln zum Teil Diabetes. Diese Personen sind schlaganfallgefährdet und wissen es oft nicht. Wir haben auch beobachtet, dass jüngere Menschen, wenn sie einen Schlaganfall erleiden, sehr spät ins Krankenhaus kommen, weil sie einfach damit nicht rechnen." Die beste Vorbeugung gegen Schlaganfall ist und bleibt also ein gesunder Lebensstil - in welchem Lebensalter auch immer.