Betreuung von Demenzkranken

Weltweit erkrankt jede vierte Sekunde ein Mensch an Demenz. Gegen Ende der Krankheit hin ist der geistige Verfall, die Wesensveränderung, vor allem für das Umfeld schwer zu ertragen, die Betroffenen selbst gleiten in ihre ganz eigene Welt ab. Sie in dieser Phase des Lebens gut zu begleiten, dafür hat die US-Gerontologin Naomi Feil die Validations-Methode entwickelt.

Mittagsjournal, 27.10.2012

Lernen zu vertrauen

Naomi Feil ist eine ältere zierliche Dame, energiegeladen, mit festem Blick, selbst mittlerweile über 80 Jahre alt. Anfang der 1930er Jahre in München geboren, ist sie in einem von ihrem Vater geführten Altenheim in Cleveland, Ohio, aufgewachsen. Ihre Kindheit war geprägt von vielen, verwirrten alten Menschen. Sie hat ihr Leid, ihre Verzweiflung gespürt, somit war ihr Weg vorgegeben, sagt sie. Ihre Methode der Validation beruhe auf der Entwicklungstheorie von Erik Erikson, nach der jedes Lebensalter eine bestimmte Aufgabe hat: "Das wichtigste ist: Wir müssen lernen zu vertrauen, dass wir wertvoll sind, liebenswert. Wenn man das nicht als kleines Kind lernt, beschuldigt man andere Menschen, schuld an der eigenen Misere zu sein." Der alte Mensch wird misstrauisch, argwöhnisch, fühlt sich hintergangen.

Rucksack voller Wut

Naomi Feil schildert ein Beispiel: "Eine Frau, vielleicht missbraucht, hat nie ihre Gefühle ausgeschüttet. Diese Emotionen wachsen. Das ist ein wichtiges Prinzip in der Validation: Nicht ausgeschüttete Emotionen wachsen und tun uns weh." Ihre Methode der Validation setzt also genau hier an - beim Validieren wird versucht, sich in die Erlebniswelt des Dementen einzufühlen, seine unterdrückten Gefühle, seine meist aus der Kindheit stammenden Verletzungen, die ihn bzw. sie schwer belasten, anzuerkennen. "Wenn ich alt bin und einen Rucksack voll Wut habe und ich will mich leichter machen und ich fluche, obwohl nie vorher geflucht habe - dann wundern sich manche: Was ist los mit meiner Mama, die sagt diese Wörter!. Aber jetzt kommt es raus, wo die Kontrolle weg ist." Das sei eine Kombination von schlechtem Gehirn, Physiologie und der Lebensgeschichte.

Naomi Feil blickt auf die Uhr. Sie muss jetzt wieder in den Vortragssaal, wo 150 Angehörige, Pfleger- und Pflegerinnen ihrem Vortrag und ihrer Botschaft lauschen. Einfühlung und Mitgefühl führe zu Vertrauen, verringere Angstzustände und stelle die Würde wieder her. Ein Mensch in Würde, so Naomi Feil, kann auch in Würde gehen.

Service

The Validation Training Institute
Validation Biografie von Naomi Feil