Treffen Merkel - Lagarde zu Griechenland

Von einer tragfähigen Lösung für Griechenland ist die Eurozone noch immer weit entfernt. Zuletzt soll die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, für einen Zahlungsaufschub für Griechenland eingetreten sein. Aber bei einem Gipfeltreffen im deutschen Kanzleramt, an dem Lagarde teilnahm, ließen sich die Hauptbeteiligten noch nicht allzu tief in die Karten schauen.

Morgenjournal, 31.10.2012

Warten auf Troika-Bericht

Einmal im Jahr machen sie der Kanzlerin ihre Aufwartung, die Chefs der großen internationalen Wirtschaftsorganisationen Weltbank, WTO, OECD, und wie sie alle heißen. Aber die wichtigsten dabei sind die beiden Frauen in der ansonsten männlich dominierten Runde. Neben Angela Merkel ist das noch Christine Lagarde, die Direktorin des Internationalen Währungsfonds. Der Spiegel hatte verkündet, Lagarde sei jetzt für einen Zahlungsaufschub für Griechenland und damit vermutlich auch für einen Schuldenschnitt, bei dem öffentliche Gläubiger auf viel Geld verzichten müssten. Angela Merkel, so hieß es wiederum, sei strikt dagegen. Und jetzt, da die beiden in Berlin an einem Tisch saßen, hat sich etwas getan? Die Kanzlerin dämpft alle Erwartungen: "Nein, speziell über Griechenland wurde nicht gesprochen. Siw wissen, dass wir auf den Troika-Bericht warten." Und Christine Lagarde bestätigt fröhlich die Darstellung Angela Merkels: "I happily confirm, what the chancellor just indicated."

Gewisse Rücksichtnahmen

Immerhin wurde zumindest allgemein über die Notwendigkeit weiterer Reformmaßnahmen in der Eurozone gesprochen, und Angela Merkel brachte den Hinweis an, gewisse Rücksichtnahmen seien dabei schon nötig: Anpassungs- und Reformprogramm dürften nicht von oben herab verordnet werden, sondern müssten von der Gesellschaft getragen werden, damit sie erfolgreich umgesetzt werden könnten. Was die allgemeine weltwirtschaftliche Lage anlangt, so spricht Christine Lagarde von mühsamer Erholung, von einer Stabilisierung dank, wie sie es ausdrückt, lauwarmem, also zögernden Wachstums.

Um konkrete Worte zu Griechenland war man also durchaus verlegen an diesem Abend in Berlin. Gesprächiger müssen heute wohl oder übel die Euro-Finanzmister werden, zumindest im kleinen Kreis, bei ihrer telefonischen Krisenkonferenz zur griechisch-europäischen Lage.