Obst erobert die Welt
1928 - Reklamefigur für Bananen
Wir befinden uns heute im Jahr 1928 und stehen vor einer seltsam anmutenden Gipsfigur: Dargestellt sind drei zum Anbeißen reife Bananen, die den Betrachter mit großen Augen und roten Clownnasen verschmitzt angrinsen.
27. April 2017, 15:40
Die exotische Frucht setzte damals, erzählt Susanne Breuss, Kuratorin am Wien Museum, zu ihrem großen Siegeszug an. Vor allem die amerikanische Sängerin und Tänzerin Josephine Baker bediente die damalige Leidenschaft für alles Exotische und brachte die Banane auf die Bühne. So war bei ihrem legendären Bananentanz ein Röckchen aus Papiermaché-Bananen ihr einziges Kleidungsstück. Mit dieser neuen Freizügigkeit, ihren amourösen Liedern und ihrem ekstatischen Tanz tourte sie durch ganz Europa.
In Wien zählte sie den Architekten Adolf Loos zu ihren begeisterten Zusehern, es gab aber auch massiven Widerstand gegen ihre Auftritte. Dem guten Ruf der Banane konnte das keinen Abbruch tun.
Ausgerechnet Bananen!
Seit der Entdeckung des Vitamins C im Jahr 1912 galten Obst und Gemüse nicht mehr nur als Ballaststoffspender, sondern als Gesundbrunnen. Nach dem Ersten Weltkrieg führte das zu einem richtigen Boom des Obstessens. Spezialgeschäfte für Obst und Gemüse entstanden, und Bananen und Orangen wurden sogar an mobilen Straßenständen verkauft. Die Banane blieb, wegen des aufwändigen und deshalb teuren Transports, aber dennoch etwas Besonderes.
So oder so war die Banane aber in aller Munde. Der amerikanische Broadwayhit "Yes! We Have No Bananas!" bekam nämlich vom österreichischen Librettisten und Liedtexter Fritz Löhner-Beda einen genialen deutschen Text verpasst und wurde im deutschsprachigen Raum zu einem der erfolgreichsten Schlager der Goldenen Zwanziger Jahre: "Ausgerechnet Bananen!" hieß er.
Für den Süßwarenhersteller Casali wurde der Hit zur Werbehymne und führte zu einem reißenden Absatz seiner Schokobananen. Und auch die Zeichner und Karikaturisten konnten sich während des Bananenbooms über zahlreiche Aufträge freuen und dabei auch noch ihre nicht immer ganz sauberen Fantasien ausleben.