Margarine statt Butter

1930 - Werbeschild für Thea

Wir befinden uns heute im Jahr 1930 und stehen vor einer fast zwei Meter hohen Metalltafel. Beworben wird auf ihr in sattem Rot, Gelb und Blau die "wie feinste Teebutter" schmeckende Thea-Milchmargarine.

1930 war ein Wendejahr. Nach drei Jahren der Konjunktur begann die Weltwirtschaftskrise, ausgelöst durch den New Yorker Börsenkrach am 29. Oktober 1929, auch in Österreich ihre verheerenden Auswirkungen zu zeigen. Banken schrumpften oder starben, Löhne wurden empfindlich gekürzt und die industrielle Produktion brach massiv ein. Nationalrat Otto Bauer wetterte damals in einer Wahlkampfrede gegen die Verursacher der Krise.

Tatsächlich kam es im konservativen bürgerlichen Lager zu einem gefährlichen Rechtsruck und die Heimwehrverbände wurden damals ganz offen auf einen antiparlamentarischen Kurs eingeschworen. Wien wurde zu einem Zentrum der Arbeitslosigkeit und immer weitere Teile der Bevölkerung waren auf Billignahrungsmittel angewiesen. Die Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal" gibt darüber Auskunft.

Warme Mahlzeiten wurden in diesen "Miesen Zeiten" zur Ausnahme, dafür spielten Brot und Aufstriche eine immer wichtigere Rolle. Es war dann auch gerade die Margarine, die rund um den Anschluss 1938 als Unterscheidungsmerkmal eingesetzt wurde.

Zwischen der Wirtschaftskrise des Jahres 1930 und der gegenwärtigen Finanzkrise lassen sich übrigens interessante Parallelen finden. So gab es auch damals einen Bankenskandal, ausgelöst durch frisierte Bilanzen, unverantwortlich hohe Managergehälter und politische Korruption.