"Salzburger Stier 2013" an Mike Supancic
Die Gewinner des "Salzburger Stier 2013" stehen fest: Österreichischer Preisträger ist Mike Supancic. Ebenfalls ausgezeichnet werden Martina Schwarzmann aus Deutschland und Schertenlaib & Jegerlehner aus der Schweiz.
8. April 2017, 21:58
Schwarzer Humor mit Mike Supancic
Mike Supancic, der Musik-Kabarettist und Entertainer aus der Steiermark, nimmt den schwarzen Humor ernst. Kompromisslos in seinen Pointen, immer zu einem satirischen Grenzgang bereit, besingt er in seinen Liedern die Groteske namens Leben. Mit rasanter Komik und absurden Gedankenspielen wird dabei nicht gespart. Naturkatastrophen, drohende Staatspleiten, Kindesmissbrauch, Waffenhandel, Ausländerfeindlichkeit, Verschwörungstheorien – Mike Supancic schöpft aus dem vollen politischen Themenarsenal.
In den unterschiedlichsten Musikstilen souverän, borgt sich Mike Supancic für seine satirischen Katastrophenszenarien gerne Stimmen und Melodien bekannter Interpreten. Inspiriert von dieser Vorlage entstehen neue Lieder, die sich nicht nur im Text sondern auch in der Dynamik deutlich von ihrem Original unterscheiden. Fantasievoll in der Kombination seiner zahlreichen Musikzitate, spielerisch im Umgang mit Worten und Ideen und als Bühnenfigur stets von heiterem Charme geprägt, versteht es Mike Supancic vortrefflich, seine Kritik an der Spaß- und Konsumgesellschaft in musikalische Attacken zu verpacken. Seine aberwitzigen Texte und sein komödiantisches Talent machen den Steirer zu einer Ausnahmeerscheinung im österreichischen Musikkabarett. Wenn Mike Supancic neugierig die Grenzen seines Genres überschreitet, entstehen im wahrsten Sinne des Wortes kleine Kunststücke.
Die gar nicht so brave Martina Schwarzmann
Mit ihrer Wandergitarre, den streng nach hinten gesteckten Haaren und der Brille auf der Nase macht die deutsche Preisträgerin Martina Schwarzmann einen eher braven Eindruck. Das ändert sich allerdings, wenn man ihre skurrilen Lieder hört und deren Inhalt durchschaut. Martina Schwarzmann liebt es, ungewohnte Blickwinkel einzunehmen und entwickelt dabei eine schier überbordende Fabulierlust.
Der lässige Charme, mit dem sie dabei auch Abgründe des Alltäglichen furchtlos ins Visier nimmt, ist faszinierend und macht sie zur Königin des lustvollen Fremdschämens. Martina Schwarzmann nennt die Dinge unverblümt beim Namen, erzählt frech und witzig, was sie auf- und anregt, spart aber auch heikle Themen nicht aus. Sie macht Lebenswahrheiten an kleinen, oft alltäglichen Geschehnissen fest und verliert dennoch nicht das große Ganze aus den Augen. Und Spaß, ja, den hat sie obendrein - und ihr Publikum auch.
Begnadete Wortakrobaten
Für die Schweiz werden Schertenlaib & Jegerlehner ausgezeichnet. Die Berner Musik-Komiker sind begnadete Wortakrobaten und Multiinstrumentalisten. Michel Gsell (Schertenlaib) und Gerhard Tschan (Jegerlehner) sind seit den frühen 1970er Jahren unzertrennlich. Damals waren sie Schulbuben, haben anstatt zu pauken lieber herumgeblödelt. Michel Gsell ist Lehrer, Familienvater und ein verspielter Poet geworden, Gerhard Tschan Lehrer, Koch und Clown.
Von einer gemeinsamen Bühnenkarriere wagten die beiden lange Zeit nur zu träumen. Doch 2007 fassten sie Mut, gaben sich den Namen Schertenlaib und Jegerlehner ("weil Männer in unserer Gegend so heißen") und überraschten das Publikum mit berndeutschen Weltliedern voller Witz, Verrücktheit und Nostalgie. In poetischen Liedern und kauzigen Spinnereien entlarven sie die Absurditäten des Alltags. Schertenlaib & Jegerlehner kämpfen gegen die Wirklichkeit. Sie vermessen die Gegenwart, tanzen über Zerbrechlichkeiten, stolpern mutig über untröstliche Melodien und durch fremdes Land, stöbern gedankenverloren in ihren Beziehungskisten und erklären sich die Welt. Sie wollen bereit sein; man weiß ja nie...
Preisverleihung im Mai
Der "Salzburger Stier" ist mit jeweils 6.000 Euro dotiert und wird jedes Jahr an Kabarettistinnen und Kabarettisten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz verliehen - 2013 bereits zum 32. Mal. Er ist nicht nur einer der begehrtesten Kabarettpreise, sondern auch die größte Radio-Koproduktion im Bereich Unterhaltung. Nicht weniger als zehn Radiostationen arbeiten für den "Salzburger Stier" eng zusammen: ORF, Schweizer Radio DRS, sieben ARD-Sender sowie der RAI-Sender Bozen.
Den Auftakt des Kabarettforums "Salzburger Stier 2013" in Fürstenfeldbruck bestreiten am 3. Mai 2013 das "Erste Deutsche Zwangsensemble" (bestehend aus Claus von Wagner, Mathias Tretter und Philipp Weber) und Georg Ringsgwandl mit Band, Ö1 überträgt live ab 20:00 Uhr.
Die Preisverleihung findet am Samstag, den 4. Mai 2013 statt. Zuvor unterhalten die "Stier"-Preisträger mit Auszügen aus ihren aktuellen Programmen. Porträts der Ausgezeichneten sind am 12. Mai (Mike Supancic), 19. Mai (Schertenlaib & Jegerlehner) und 26. Mai (Martina Schwarzmann) im Kleinkunstmagazin "Contra" zu hören - immer sonntags um 22:05 Uhr in Ö1.