"Ponys. Eine Aufladung" in der Garage X

Drei Ponys kämpfen gegen die Pfändung ihres Ponyhofs: Das ist die Ausgangsbasis eines ironisch-grotesken Theaterstücks, das heute Abend im Wiener Theater "Garage X" uraufgeführt wird. Der Text der Autorin Anna Gschnitzer befasst sich mit neuen Arbeitswelten, mit Selbstausbeutung und dem Zwang, kreativ zu sein.

Kulturjournal, 05.12.2012

Ein Ponyhof als Werbeagentur, als Co-Working-Space, als Ort ländlicher Idylle einerseits und urbaner Selbstverwirklichung andererseits? Ein Ponyhof kann in komplexen Zeiten wie diesen eben nicht einfach ein Ponyhof sein, um zu überleben. Um ihr Zuhause vor der Pfändung zu bewahren, müssen sich die drei Pony-Heldinnen Flatter, Butter und Fly daher einiges einfallen lassen - und sammeln zwecks Neupositionierung erst einmal Ideen für einen Werbefilm.

"Ponys. Eine Aufladung" ist eine Farce auf die schöne neue Arbeitswelt - oder, wie in der Stückbeschreibung zu lesen ist, "eine neoliberale Fabel über Gefühle und deren Produktionsbedingungen". In der Leistungsgesellschaft blühen konservative Wertvorstellungen neu auf. Kreativität, Individualität und Freiheit werden somit zum Zwang, wie die junge Autorin Anna Gschnitzer in ihrem Stück auf bitter-ironische Art analysiert.

Theaterkollektiv bureau

Wie Schaukelpferde grinsen diese drei Ponys vor sich hin, während sie sich vor den Karren spannen lassen. Mitten auf der Bühne steht eine Art Pferderingelspiel, in das sie immer wieder eingekoppelt werden. Ständig auf der Bühne präsent sind auch zwei Live-Musiker, die sich lautstark bemerkbar machen.

Am Entstehungsprozess des Stücks waren die Autorin, die Regisseurin und die drei jungen Schauspielerinnen gleichermaßen beteiligt - ganz so, wie es der Philosophie des Theaterkollektivs bureau entspricht, erklärt Marie Bues, Regisseurin des Stücks und wie Anna Gschnitzer eine Mitbegründerin der Truppe.

Jurypreis bei Newcomer-Wettbewerb

Vor zweieinhalb Jahren haben Bues, Gschnitzer und ihre Kollegen das Theaterkollektiv bureau gegründet - als Künstler-Netzwerk, das hauptsächlich in Wien und Berlin arbeitet. Seine erste große Produktion hatte das Team im vergangenen Jahr mit "Outperform Yourself. Treten Sie sich ein"; das Stück erhielt beim Newcomer-Wettbewerb im Theater Drachengasse den Jurypreis.

Vor der Gründung von bureau habe sie an diversen Stadttheatern inszeniert, erzählt Marie Bues, und habe es dort mit fertigen Stücken zu tun gehabt. Als freie Theatermacherin könne sie sich hingegen stärker mit Inhalten beschäftigen und politischer sein, sagt Bues.

In der kommenden Saison übernimmt Marie Bues die Leitung des Theater Rampe in Stuttgart. Wie die Garage X ist diese Mittelbühne ein klassisches Autorentheater und wird daher auch für die Produktionen des Kollektivs bureau offenstehen.

service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Garage X ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

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