"Werkstatt Vienna" im MAK

Ob in London, Berlin oder Wien, es sind überall die gleichen Geschäfte, die das Straßenbild prägen. Eine Ausstellung im Wiener Museum für Angewandte Kunst widmet sich nun den lokalen Geschäften und Traditionsbetrieben, die eine Stadt unverwechselbar machen. Die Schau "Werkstadt Vienna. Design Engaging the City" zeigt, was dabei herauskommt, wenn altes Handwerk und junges Design zusammentreffen.

Kulturjournal, 12.12.2012

Junges Design trifft altes Handwerk

Entwurf 1: Ein Klappstuhl, eine Luftmatratze und allerlei profanes Campingmobiliar, gefertigt aus hochwertigem Leder. Nein, hier handelt es sich nicht um das Interieur eines Wohnmobils de luxe, sondern um eine augenzwinkernde Objektstudie des jungen Designerduos Soda für die Möbelwerkstadt Wittmann.

Entwurf 2: Eine multifunktionale Kopfbedeckungen, die auch als Lampenschirm gute Figur macht, entworfen vom slowakischen Designer Tomas Kral für den traditionsreichen Wiener Hutmacher Mühlbauer.

Entwurf 3: Eine Gitarre, wie aus einem kubistischen Bild von Picasso. Ein Instrument für Teamplayer, das man dank zweier Gitarrengriffe auch im Doppel spielen kann. So stellt sich der deutsche Designer Steffen Kehrle das Musikinstrument der Zukunft vor. Entworfen hat er es für den österreichischen Instrumentenbauer Jenner & Zopf.

Seit 2006 bringen Tulga Beyerele, Lili Hollein und Thomas Geisler internationale Designer mit österreichischen Traditionsbetrieben zusammen. Unter dem Titel "Passionswege" ist dieser Ideentransfer, der einmal im Jahr anlässlich der Vienna Design Week stattfindet, über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. Ein "Best of" dieser Kooperationen zeigt jetzt die Ausstellung "WerkStadt Vienna".

Lokale Traditionen

Die Stadt als Werkstatt, als Kreativlabor und Ideenschmiede widmet sich die aktuelle Ausstellung "Werkstadt Vienna" im Wiener Museum für Angewandte Kunst. Einmal mehr zeigt das MAK unter dem neuen Direktor Christoph Thun-Hohenstein nach der Schau "Made 4 you" eine große Designausstellung - diesmal in Kooperation mit der Vienna Design Week. Die aktuelle Ausstellung "Werkstadt Vienna" beleuchtet anders als die Vorgängerausstellung "Made 4 you" nicht globale Designtrends, sondern will vielmehr lokale Traditionen sichtbar machen. Dabei geht es nicht zuletzt darum, Know-how und über Generationen weitergegebene Fertigungstechniken zu bewahren.

Wichtig für das Projekt, betont Lilli Hollein, Direktorin der Vienna Design Week und Mitinitiatorinnen der Passionswege, sei auch der viel zitierte Blick von außen. Deshalb wurde die britische Kuratorin Sophie Lovell beauftragt, eine Art "Best of" aus sieben Jahren "Passionswege" zusammenzustellen, das jetzt im MAK zu sehen ist. Aus den unzähligen Kooperationen zwischen traditionellen Betrieben und jungen Designern auszuwählen, sei ihr schwer gefallen, sagt Sophie Lovell. Oft werde vom Aussterben des traditionellen Handwerks gesprochen, sagt Lovell. Diesen Unkenrufen zum Trotz glaubt Sophie Lovell an die Zukunft lokaler Handwerks- und Manufakturbetriebe:

"Wir befinden uns in einer Epoche des Wandels. Die zweite industrielle Revolution brachte uns die Massenproduktion. Dazu gehören in letzter Konsequenz auch die globalen Marken, die in den 1990er Jahren unsere Innenstädte erobert haben. Die Warenwelt dieser globalen Konzerne wird nicht mehr verschwinden. Aber mittlerweile boomen Websites im Internet, die Geheimtipps sammeln und lokale Geschäfte weiterempfehlen, die einzigartig sind. Der Korbflechter zum Beispiel, den man nur in Barcelona findet, der mit der Hand seine Körbe flicht. Das traditionelle Handwerk erlebt eine Renaissance. Heutzutage reisen wir sehr viel und wer hat schon Lust darauf, ein Souvenir mit heimzunehmen, das man zu Hause ums Eck auch kaufen kann?", sagt Sophie Lovell, Kuratorin der Ausstellung "WerkStadt Vienna. Design Engaging the City".

Bis 17. März ist die Ausstellung im Museum für Angewandte Kunst in Wien zu sehen. Zuvor war die Schau in Helsinki zu Gast, weitere Stationen sind geplant.

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im MAK ermäßigten Eintritt (20 Prozent).

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