Tirol: Parteienlandschaft in Aufruhr

Am 28. April wird in Tirol der Landtag gewählt. Die politische Landschaft Tirols ist zurzeit ganz schön in Bewegung: ÖVP-Rebell Fritz Dinkhauser etwa, der bei der bisher letzten Wahl im Jahr 2008 noch Stimmen abgeräumt hatte, warf mittlerweile das Handtuch. Dafür hat sich eine neue bürgerliche Liste mit SPÖ-Einsprengseln formiert.

Morgenjournal, 26.1.2013

Alle wollen Dinkhausers Stimmen

Landeshauptmann Günther Platter kämpft um seinen Sessel, die SPÖ gegen den Sturz in die Bedeutungslosigkeit. Die Tiroler Grünen hoffen auf ihre Regierungsbeteiligung. Was war das für ein Erdbeben als der wortgewaltige Ex-Arbeiterkammerpräsident Dinkhauser 2008 mit seiner Liste das Establishment aufmischte. 18 Prozent aus dem Stand. In die Landesregierung hat er es damit nicht geschafft, die übernahmen wieder ÖVP und SPÖ, zwei Wahlverlierer.

In den ÖVP-Turbulenzen nützte der aus Wien nach Innsbruck geeilte Platter die Gunst der Stunde und übernahm Partei und Landeshauptmannsessel. Die Proteststimmen von damals sind diesmal wieder auf dem Markt. Dinkhauser tritt aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an, seine Liste ist in Auflösung begriffen. Alle wollen seine Stimmen.

Fällt ÖVP unter 40 Prozent?

Da trifft es sich gut, dass mit "Vorwärts Tirol" auch diesmal wieder eine neue bürgerliche Abspaltung die Parteienlandschaft betritt. Für Politologen Ferdinand Karlhofer ein Deja-vu. Wie Dinkhauser sei auch diese Gruppe Frucht einer innerparteilichen Rebellion. Selbst wenn der Spitzenkandidat ein ehemaliger roter Landesrat ist.

Er denke nicht, dass diese Gruppe die Dimensionen von Dinkhauser erreichen werde, sagte Karlhofer im Ö1-Morgenjournal. Es könnte aber passieren, dass die ÖVP unter die 40-Prozen-Marke falle. Das könnte in der ÖVP eine Personaldebatte, auch um den Landeshauptmann-Posten, auslösen. In der ÖVP gebe es Rivalitäten, offene Rechnungen, sagte Karlhofer. Platter habe es nicht geschafft, "die Zentrifugalkräfte zu zähmen", so der Politologe.

"Platter ist ein Kompromiss"

Der Tiroler Medienberater Peter Plaikner sieht in Platter nicht die große Leitfigur. Platter sei ein Kompromiss, das habe man über die gesamte Legislaturperiode gemerkt. Das Problem sei, dass Platter in allen Funktionen, die er innehatte, nicht mehr gewählt worden.

Früher einmal sagt Politologe Karlhofer, war
der politische Wettbewerb in Tirol eine innerparteiliche Angelegenheit der ÖVP. Jetzt funktioniere das nicht mehr. Die abgespaltenen Listen hätten sich bereits so weit entfremdet, dass man nicht mehr über ÖVP-Listen sprechen könne, betonte Karlhofer.

"Innsbruck entscheidet das Match"

Die SPÖ wiederum muss schauen dass sie in ihrer Rolle als Mehrheitsbeschafferin nicht das Vorarlberger schicksal erleidet und völlig in die Bedeutungslosigkeit abrutscht. "Innsbruck entscheidet das Match", prophezeit Medienberater Plaikner.

Und dort wird Alt-Landeshauptmann Herwig van Staa für die ÖVP wahlkämpfen, Neo-Landesrat Thomas Pupp für die SPÖ und Gebi Mair für die Grünen. Wenn dann auch noch die populäre Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer für "Vorwärts Tirol" zwar nicht kandidiert, aber die Werbetrommel rührt, dann kann es heiter werden.