Gehaltsrunde für Sozialberufe geht weiter
Vor eineinhalb Wochen sind die Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 120.000 Beschäftigten der Sozial- und Pflegeberufe ohne Ergebnis abgebrochen worden. Danach sind Krankenschwestern, Sozialarbeiter und Behindertenbetreuer auf die Straße gegangen und haben für ihre Anliegen demonstriert. Heute Nachmittag soll weiter verhandelt werden.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 4.2.2013
2,4 gegen 3,0
In Österreich sei Pflege zu wenig wert, sagt Michaela Guglberger, die für die Gewerkschaft vida mit dem Verband der österreichischen Sozial- und Gesundheitsunternehmen verhandelt. Es müsse uns etwas wert sein, dass die Mitbürger gut versorgt sind, hebt Guglberger hervor. "Und da immer zu sagen, es ist kein Geld da, das halte ich sozialpolitisch für Wahnsinn." Die Arbeitgeber bieten höchstens 2,4 Prozent Gehaltsplus, weniger als die Inflationsrate. Die Gewerkschaften fordern mindestens drei Prozent. Der Chefverhandler auf Arbeitgeberseite, Wolfgang Gruber, betont, diese Forderung sogar zu verstehen, spielt den Ball aber weiter an die Geldgeber, zum Beispiel die Länder, die zum Teil überhaupt eine Nulllohnrunde oder maximal ein, zwei Prozent verlangt hätten. "Das sehen auch wir nicht als korrekt an", so Gruber. Er sagt, er hoffe, dass die Demonstrationen auch die Geldgeber beeindruckt haben.
"Riesiges Lohndumping"
Sollte in der Verhandlungsrunde, die heute beginnt, aber kein Ergebnis zustande kommen, wollen die Arbeitnehmer wieder demonstrieren, sagt Reinhard Bödenauer von der Gewerkschaft für Privatangestellte. Er kritisiert, dass Arbeitnehmer im Sozialbereich schon jetzt oft nicht ihrer Qualifikation entsprechend verdienen: So gebe es Stellenausschreibungen für Sozialarbeiter, wo dann nur eine Stelle als Behindertenbetreuer angeboten wird. "Das führt zu einem riesigen Lohndumping in dieser Branche."
Von einem systematischen Etikettenschwindel will Arbeitgebervertreter Wolfgang Gruber nichts wissen. Man wolle aber keine Unternehmen decken, die rechtswidrig vorgehen. Anlassfällen werde nachgegangen: Man habe bei Organisationen, die den Kollektivvertragsabschluss vom Februar 2012 falsch ausgelegt hätten, in Gesprächen mit den Verantwortlichen Nachzahlungen erreicht, versichert Gruber.
Heute Nachmittag gehen die Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 120.000 Angestellten im Sozial- und Gesundheitsbereich in die nächste Runde. Noch liegen die Verhandlungspartner 0,6 Prozentpunkte auseinander.