Leporello

1947 - Frühstückskakao

Wir befinden uns im Jahr 1947, vor uns steht eine Blechdose mit gelbem Bandetikett und der Aufschrift "Breakfast Cocoa". Dieser Frühstückskakao war, wie ebenfalls auf der Verpackung zu lesen ist, "A Gift from American Jews".

Hinter dem Kürzel "DP", der auf der Dose zu lesen war, versteckt sich der Begriff "Displaced Person". Er bezeichnete Zivilpersonen, die sich kriegsbedingt fern ihrer Heimat aufhielten und möglicherweise auch nicht in diese zurückkehren konnten. Zu diesen DPs zählten Kriegsflüchtlinge und Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und eben Hunderttausende Juden.

In Österreich gab es über das gesamte Bundesgebiet verstreut zahlreiche DP-Lager. Das größte für jüdische DPs befand sich im Wiener Rothschildspital auf dem Währinger Gürtel, wo heute das WIFI steht. Das Haus hatte eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Von 1873 bis 1938 diente es der Israelitischen Kultusgemeinde als Krankenhaus. Nach dem "Anschluss" wurde es enteignet, blieb aber das einzige Spital in Wien, wo jüdische Patienten versorgt werden und jüdische Ärzte tätig sein durften.

Kakaodose

(c) Wien-Museum

Zwischen 1945 und 1952 wurden hier 250.000 jüdische DPs grundversorgt und konnten eine Berufsausbildung genießen. In Österreich gab es damals kaum eine Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Ganz im Gegenteil war ein starker Nachkriegsantisemitismus spürbar. Auch vonseiten der Politik.

Zur Lotterie wurde der weitere Verbleib der Juden. Viele von ihnen waren Zionisten und träumten vom Leben in einem eigenen Staat. Erst mit der Gründung Israels am 14. Mai 1948 wurde die Einwanderung möglich. Die jüdischen DP-Lager leerten sich danach zusehends.