1952 - Nylonstrümpfe

Wir befinden uns im Jahr 1952 und es sind lange, dunkelbraune Nylonstrümpfe, die heute unsere Blicke auf sich ziehen. Der amerikanische Chemiekonzern Dupont hat die synthetische Nylonfaser entwickelt und 1937 zum Patent angemeldet.

Mit Ende des Zweiten Weltkriegs waren die Nylonstrümpfe auch in Österreich erhältlich, allerdings nur in geringen Mengen und zu horrenden Preisen, erzählt Susanne Breuss, Historikerin am Wien Museum. Weil für den Großteil der Bevölkerung die Nylonstrümpfe damit praktisch außer Reichweite waren, hatte ein österreichisches Traditionsunternehmen schon während des Kriegs ein billiges Ersatzprodukt erfunden.

Nylonstrümpfe

(c) Wien Museum

Als die Nylonstrümpfe mit Beginn der 1950er Jahre langsam erschwinglicher wurden, kam es zu einer rasanten Verbreitung und die führte zu einem neuen Selbstverständnis der Frau. Nicht nur dem Nazi-Ideal der an Haus und Herd verbannten Mutter wollte man den Rücken kehren, auch vom Image der oft in Männerkleidung steckenden und dadurch entsexualisierten Trümmerfrauen wollte man wegkommen. Lebenslust sollte wieder Einkehr in den Alltag halten und der Nylonstrumpf wurde zum Symbol für diesen Befreiungsschlag.

Auch andere Kleidungsstücke aus Nylon und dem deutschen Konkurrenzprodukt Perlon fanden reißenden Absatz und trugen damit maßgeblich zum Wirtschaftswunder bei. Kunstfasern waren pflegeleicht und haltbar, dabei modisch und farbenfroh. Einen Nachteil hatten sie aber doch und das war die mangelnde Atmungsaktivität. Dem Siegeszug der Nylonbekleidung tat das erstaunlich wenig Abbruch. Zu sehr standen damals das Künstliche und Synthetische für Modernität und Fortschritt und waren damit positiv besetzt.

Nylonstrümpfe wurden dann auch jahrelang getragen und eine Laufmasche war noch lange kein Grund, die Strümpfe zu entsorgen - man repassierte sie. Was zusätzlich noch zum Nimbus und zur Legendenbildung rund um den Nylonstrumpf beitrug, war die unglaubliche Belastbarkeit des Materials.