Caritas: Kinder leiden unter EU-Spar-Programmen

Die Sparprogramme der EU-Schuldenstaaten haben ein Drittel der Kinder in den betroffenen Ländern an den Rand der Armut gedrückt. In Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien wachse eine verlorene Generation heran, warnt die Caritas. Sie fordert ein Umdenken in der Politik.

Ein Kind an der Schulter einer Frau

(c) Schneider, APA

Morgenjournal, 15.2.2013

Gertrude Roten

"Familienfeindliche Kürzungen"

Mit Hunger ins Bett, in einer kalten Wohnung frieren, kein Geld für eine ordentliche Ausbildung: Das sind laut Caritas die Folgen der Schuldenkrise für Kinder und Jugendliche in den am meisten verschuldeten EU-Ländern. Die wachsende Armut gehe auf familienfeindliche Kürzungen bei Sozialleistungen und Arbeitslosengeld, sowie auf höhere Mehrwert- und Benzinsteuern zurück.

Den jüngsten Daten des EU-Statistikamts zufolge bestand 2011 für mehr als 30 Prozent der Kinder in Griechenland und Spanien ein Armutsrisiko. In Portugal liegt die Quote knapp unter 30 Prozent. In Irland betrug sie 2010 etwa 38 Prozent, für Italien im selben Jahr etwa 30 Prozent. Alle fünf Staaten haben im Kampf gegen die Schuldenkrise massive Sparprogramme erlassen.

"Sparmaßnahmen schaffen noch mehr Armut"

Es sei eine verlorene Generation, die in diesen Ländern heranwachse: Ein Drittel der Kinder lebe an der Armutsgrenze, rund jeder zweite Jugendliche sei arbeitslos, betont der Generalsekretär von Caritas-Europa, Jorge Nuño Mayer.

Und es könnte noch schlimmer kommen: "Wir befürchten, dass die Krise noch nicht vorbei ist." Die Sparmaßnahmen, die Politiker als Reaktion auf die Wirtschafts- und Schuldenkrise erlassen, würden aber weder das Problem des Wirtschaftswachstums noch jenes der Arbeitslosigkeit lösen, sagt Mayer. "Diese Maßnahmen schaffen nur noch mehr Armut und noch mehr Probleme."

"Menschen in den Mittelpunkt stellen"

Die Folge von Kinderarmut sei nicht nur Hunger, sondern auch Schulversagen. In den betroffenen Ländern habe sich mittlerweile Hoffnungslosigkeit ausgebreitet, konstatiert Mayer und nennt als Beispiel Irland: Dort stünden viele Familien vor der Entscheidung, ob sie ihr knappes Geld entweder in Heizkosten oder in Nahrungsmittel investieren.

Laut Caritas braucht es daher ein Umdenken in der Politik. Politiker sollten nicht nur Banken retten und ausgeglichene Budgets vorweisen, sondern Menschen wieder in den Mittelpunkt ihrer Politik stellen, fordert Mayer und warnt vor "verheerenden Konsequenzen": Die Menschen würden bald nicht mehr an die Politik und an Europa glauben.

Strategie 2020 ohne Ergebnisse

Vor drei Jahren hatten die EU-Staats-und Regierungschefs die so genannte "Strategie 2020" unterschrieben und sich darin verpflichtet, mehr Arbeitsplätze zu schaffen und die Armut zu reduzieren. Caritas-Europa verlangt nun, diese Strategie auch tatsächlich umzusetzen. Wirtschaftliche Entscheidungen müssten wieder soziale Werte enthalten, betont Mayer.