Ateliertheater Reloaded

Das Wiener Ateliertheater war in den 1950er und 1960er Jahren eine der wichtigen Avantgardebühnen der Stadt, damals nannte man die oft noch "Kellertheater". Jetzt steht das zuletzt geschlossene Theater kurz vor seiner Wiedereröffnung.

Hände

(c) Ateliertheater Reloaded

Die aus Bulgarien stammende Schauspielerin, Regisseurin und Autorin Nina Gabriel und ihr Lebensgefährte, der Wiener Maler Ludwig Drahosch, sind die neuen Leiter des Hauses, das heute im ehemaligen Star-Kino in der Burggasse beheimatet ist. Gabriel und Drahosch setzen zunächst auf Selbstfinanzierung, hoffen aber auf künftige Subventionen. Morgen wird das neue Ateliertheater offiziell eröffnet, am 1. März folgt die erste Premiere.

Kulturjournal, 19.02.2013

Schwarze Wände mit goldenen Tapetenmustern dominieren die neugestalteten Theaterräume; die Gemälde des Malers Ludwig Drahosch, die hier hängen, zeigen meist nackte Körper und erinnern oft an die italienische Renaissancemalerei. Von den Decken hängen Glasluster. Ein typisches Off-Theater sieht normalerweise anders aus: Hier, im neuen Ateliertheater, herrscht eine gediegene Atmosphäre. Nina C. Gabriel, frischgebackene Theater-Co-Leiterin, sieht ihre Pläne, was die optische Gestaltung des Ateliertheaters betrifft, verwirklicht.

Mit der morgigenen Wiedereröffnung des Wiener Ateliertheaters beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte der traditionsreichen Bühne, die bereits 1932 als "Literatur am Naschmarkt" gegründet und später unter dem Namen "Kaleidoskop" geführt wurde. 1960 hat der damalige Direktor Veit Relin das Haus in "Ateliertheater" umbenannt, da er selbst Maler war und seine Bilder dort präsentierte. Danach hatte jahrzehntelang Peter Janisch die Direktion des Ateliertheaters inne, das sich seit dem Jahr 1999 in der Burggasse befindet - in den Räumen des ehemaligen Star-Kinos.

Premiere mit "Hymen und Amen"

Aussicht auf Subventionen gibt es derzeit keine; wie schon bei der Umgestaltung des Theaters sind Nina Gabriel und Ludwig Drahosch daher auch in der nächsten Zeit auf die Unterstützung von Freunden und Kolleginnen angewiesen, die bereit sind, auch unentgeltlich aufzutreten.

Das Programm ist bis Oktober fixiert: Am 1. März feiert das Stück "Hymen und Amen" von und mit Nina Gabriel Premiere, eine Hommage an den österreichischen Schriftsteller Hermann Schürrer. Weiter geht es mit einer Inszenierung von Daniel Glattauers "Alle sieben Wellen", die Gabriel vergangenen Sommer im Kellertheater Innsbruck gezeigt hat.

Dazwischen sollen regelmäßig Konzerte von Jazz bis Avantgarde über die Bühne gehen. Auf ein fixes Konzept verzichten die beiden Künstler; vielmehr soll das "Ateliertheater reloaded", wie sie es nennen, ein Raum für viele Kunstsparten sein, sagt Ludwig Drahosch.

Ein spontanes und authentisches Programm wollen Gabriel und Drahosch im neuen Ateliertheater verwirklichen. Der optische Rahmen für eine spannende Wiener Bühne ist jedenfalls gegeben, ein Blick in die neugestalteten Räume in der Burggasse lohnt sich.