Iran: Atomgespräche gehen weiter

Im kasachischen Almaty sind heute die Atom-Verhandlungen zwischen dem Iran und der "5+1"-Gruppe, bestehend aus Frankreich, Großbritannien, China, Russland, den USA und Deutschland zu Ende gegangen. Die Länder haben sich dabei auch auf neue Verhandlungen geeinigt. Beide Seiten könnten mit ihrem Vorgehen darauf abzielen, Zeit zu schinden.

Abendjournal, 27.2.2013

Aus Teheran berichtet ORF-Korrespondent

Sanktionen werden nicht verschärft

Die Menschen im Iran haben heute eine gute und eine schlechte Nachricht gehört. Die internationalen Sanktionen, die das Alltagsleben schwer belasten, werden in nächster Zeit nicht noch mehr verschärft. Das ist die gute Nachricht.

Die schlechte, wenn auch keine Überraschung: Das Tauziehen um das iranische Atomprogramm geht in die nächste Runde und wird somit auch in den nächsten Wochen und Monaten als gute Ausrede dienen, um das katastrophale Management der Wirtschaft zu erklären.

Syrien und Irak gefährlicher als Iran

Das Ergebnis der Atom-Verhandlungen in der kasachischen Stadt Almaty wird von Teheran als Erfolg verbucht. Das bedeutet: Die USA und Westeuropa stellen weniger strenge Bedingungen, um mit dem Abbau ihrer harten Wirtschaftssanktionen zu beginnen. Nach wie vor wird vom Iran verlangt, die Entwicklung seines Atomprogramms zu bremsen.

Aber der Zeitplan für die schrittweise Deeskalation des Konflikts könnte so aussehen, dass der iranischen Führung ein Gesichtsverlust erspart bleibt. Der Grund für die weichere Linie des Westens könnte die veränderte Lage im Nahen Osten sein, vermutet man in Teheran. Den gleichzeitigen Zerfall Syriens und des Irak könnten die USA und Westeuropa für gefährlicher halten als das iranische Atomprogramm. Deshalb brauche man nicht auch noch mehr Probleme mit dem Iran.

Nur Zeit gewinnen?

Die angekündigten Expertengespräche über das iranische Atomprogramm Mitte März und die nächste politische Verhandlungsrunde im April werden zeigen, ob man tatsächlich von einer Annäherung zwischen dem Iran und dem Westen sprechen kann. Möglicherweise geht es beiden Seiten auch nur darum, etwas Zeit zu gewinnen.

Denn Mitte Juni sind im Iran Parlamentswahlen und ein handfestes Abkommen zur Lösung des Atomstreits ist wohl erst unter dem neuen Staatschef denkbar.