"Schiffsfonds": Experten warnen vor Risiko

Schiffsbeteiligungen oder Schiffsfonds sind hochriskante Geldanlagen. Trotzdem sind diese Produkte an ganz normale, sicherheitsorientierte Bankkunden verkauft worden, sagen jetzt die Anwälte. Und Finanzexperten kritisieren, anders als in Deutschland würden österreichische Anleger wichtige Informationen nicht bekommen.

Morgenjournal, 6.3.2013

Bei Pech alles weg

Schiffsbeteiligungen sind alles andere als eine sichere Anlage. Sie gehören zu den sogenannten geschlossenen Fonds, und die sind riskanter als Aktien, sagen Finanzexperten - unter anderem, weil man die Beteiligung innerhalb einer langen Laufzeit nicht so einfach wieder verkaufen kann. Wenn man Pech hat, verliert man das gesamte investierte Vermögen. In Österreich könnten zehntausend Anleger betroffen sein.

Als Vorsorgeprodukt empfohlen

Anwalt Benedikt Wallner vertritt derzeit rund einhundert Geschädigte, täglich werden es mehr. Viele von ihnen haben die Produkte von ihren Bankberatern verkauft bekommen. Dabei sind sie nicht ausreichend auf die Risiken hingewiesen worden, sagt Wallner. Darunter seien Leute, die für ihre Enkel oder die Alterspension angespart hätten. Bankberater hätten ihnen dafür Schiffsfonds oder andere geschlossene Fonds wie Immobilienfonds empfohlen. Die Bankberater selbst hätten dabei oft selbst nicht über die tatsächlichen Risiken Bescheid gewusst, sagt Wallner. Trotzdem werde man gegen die Banken wegen Falschberatung vorgehen.

Prospekte mit schönen Bildern

In Österreich würden die Anleger zu wenig über die tatsächlichen Risiken bei geschlossenen Fonds aufgeklärt, sagt auch Finanzexperte Manfred Lappe. Er ist gerichtlicher Sachverständiger und hat zahlreiche Bücher für den Verein für Konsumenteninformation geschrieben. Anders als in Deutschland gibt es in Österreich nicht einen Prospekt, sondern zwei. Den Anlegern würde oft ein Verkaufsprospekt mit schönen Bildern und Versprechungen vorgelegt, für die der Anbieter nicht haftet. Der eigentliche, ausführlichere Kapitalmarkt-Prospekt komme gar nie in Umlauf. Der liegt bei der Kontrollbank auf und muss von den Anlegern ausdrücklich angefordert werden, sagt Manfred Lappe.

Risiken nie dargestellt

Das kritisiert auch Anwalt Benedikt Wallner. Der eigentliche Kapitalmarkt-Prospekt habe bei der Beratung seiner Klienten nie eine Rolle gespielt. Und in den Verkaufsbroschüren seien die wahren Risiken der geschlossenen Fonds nicht aufgetaucht. Der Schaden für die Anleger dürfte beträchtlich sein: Er wird von den Anwälten auf bis zu 300 Millionen Euro geschätzt.