Ausländerwahlkampf als Eigentor
Ein gutes halbes Jahr vor der Nationalratswahl zeichnen sich die Konturen der Wahlkampfthemen ab. So wird die FPÖ verstärkt auf das Ausländerthema setzen. Politologen und Wahlforscher sehen aber auch Risiken für die FPÖ: Wenn zu viel polarisiert werde, könnte das dem direkten Konkurrenten Frank Stronach nützen.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 18.3.2013
Auf den Tonfall kommt es an
Dass die FPÖ das Ausländerthema für ihren Nationalratswahlkampf aufgreift, sei angesichts der Krise der FPÖ und ihres Wettbewerbs gegen das Team Stronach erwartbar gewesen , sagt der Politologe Fritz Plasser. Das Ziel dahinter sei aber klar, sagt die Wahlforscherin Eva Zeglovits. Denn die FPÖ werde mit dem Ausländerwahlkampf sicher Stimmen erhalten. Allerdings berge das Ausländerthema auch ein gewisses Risiko, sagt Plasser. Denn man könne es überziehen, wie etwa auf die Art der Front Nationale oder der SVP, und dann könnten Teile der Protestwähler die gemäßigtere Variante wählen, nämlich die Liste Stronach. Auch Zeglovits meint, "ob der Schuss nach hinten losgeht, wird vermutlich auch damit zusammenhängen, welchen Tonfall die FPÖ anschlägt."
Risiko "Rumpelstilzchen-Rolle"
Jedenfalls könne mit diesem Thema die FPÖ das von ihr formulierte Ziel "mehr als 20 Prozent der Stimmen" und "Kanzleranspruch" nicht erreichen, sagt der Meinungsforscher Christoph Hofinger: "Um große Mehrheiten zu erlangen, kann das Thema nicht die goldene Strategie sein." Vor allem dann, wenn die anderen Parteien nicht auf das Thema eingehen, so Hofinger, der ebenfalls auf das Team Stronach verweist: "Das könnte für die FPÖ eine Art Rumpelstilzchen-Rolle mit sich bringen."
Durch die massive Konkurrenz für die FPÖ durch das Team Stronach bei unzufriedenen Wählern sei aber nachvollziehbar, dass die Freiheitlichen auf das Thema Ausländer setzen. Es wäre auch verwunderlich, wenn das Thema der Zuwanderung von heute auf morgen von der Agenda verschwindet, sagt die Wahlforscherin Zeglovits. "Aus distanter Sicht ist das die letzte thematische Bastion, über die FPÖ-Chef Strache nich verfügt", stellt Politologe Plasser fest.