"Der Revisor" im Wiener Volkstheater

Gogols Stück "Der Revisor" ist eine sehr häufig gespielte Komödie. Thema ist die Korruption anhand einer russischen Provinzstadt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Trotzdem ist das Stück hochaktuell, aber im Gegensatz zum politischen Alltag eben eine Komödie. Gestern hatte "Der Revisor" am Wiener Volkstheater in der Inszenierung von Thomas Schulte-Michels Premiere.

Szenenfoto "Der Revisor", Treppe

Susa Meyer während der Fotoprobe von Nikolaj Gogol's "Der Revisor"

(c) Jäger, APA

Die Ankunft eines Revisors löst in der Provinzstadt unter den verschiedenen Honoratioren Bestürzung aus, geht es dort doch drunter und drüber.

Diese Zustände sollen mit allen Mitteln vertuscht werden. Nur: der vermeintliche Revisor ist keiner, sondern ein kleiner Beamter aus Petersburg, der sich zufällig in der Stadt befindet, der umschwärmt und bestochen wird, und schliesslich mit dem Geld verschwindet. In einem Brief, den der Postbeamte geöffnet hat, macht er sich über die handelnden Personen lustig - und da wird die Ankunft des echten Revisors angekündigt.

Soviel zur Handlung.

Gogol hat das Stück 1835, inspiriert von einer wahren Begebenheit, geschrieben, für das Volkstheater hat Regisseur Thomas Schulte-Michels eine eigene Fassung erarbeitet.

Den Schauspielern macht er es nicht leicht, besteht die Bühne doch aus einer breiten, steilen, mit einem goldenen Torbogen gekrönten Treppe. Keine Accessoires oder Möbel, die Akteure sind ununterbrochen in Bewegung, Stufen hinauf, Stufen hinab, was ihnen einige körperliche Tüchtigkeit und Kondition abverlangt.

Die Kostüme sind, wohl dem Zustand der Stadt entsprechend, trashig: über schmutzigen langen Unterhosen und Unterhemden tragen die Akteure Westen, Mäntel oder Felljacken, dazu Hauspantoffel oder Stiefel. Auch die Frauen sind schrill und grunge-artig gekleidet. Alle sind maskenhaft weiss mit dunklen Augenhöhlen geschminkt, was ihnen ein ins Groteske gehendes Aussehen gibt.

Die Akteure bewegen sich nach einer strengen Choreographie. Eine Ausnahme ist da der vermeintliche Revisor, alias Chlestakow. Marcello de Nardo gibt da eine Chaplin-hafte Figur mit weiten Hosen und großen Schuhen ab. Er spielt dabei sein großes körperliches Potential für zahlreiche Slapstick-Einlagen aus.

So gibt es insgesamt in Thomas Schulte-Michels Auseinandersetzung mit Gogols Stück viel Klamauk, wobei das Groteske im Vordergrund steht. Sicher ein ungewöhnlicher Versuch an den „Revisor“ heranzugehen, dem Premierenpublikum hat es jedenfalls gefallen.

Textfassung: Joseph Schimmer