Grüne schlagen flexible Schuleingangsphase vor

Die Sprachförderung in der Schule ist ein bildungspolitischer Schwerpunkt der Regierung, die Umsetzung verzögert sich aber. Jetzt bringt der Grüne Bildungssprecher Harald Walser mit dem Vorschlag einer flexiblen Schuleingangsphase wieder Schwung in die Debatte. Ein Modell, das nicht nur Kindern mit Sprachproblemen helfen würde, sondern die Volksschule revolutionieren könnte.

Morgenjournal, 25.3.2013

Drei Schulstufen in einer Klasse

Die Vorschule für Kinder mit Sprachproblemen oder anderen Schwächen nicht separieren, sondern mit den ersten zwei Volksschulklassen zusammenführen. Das ist die Idee der flexiblen Schuleingangsphase, die jetzt schon gesetzlich möglich ist. Es werden also Kinder aller drei Stufen in einer Klasse unterrichtet - und das sei gut so, sagt der Grünen-Abgeordnete Harald Walser: "Kinder lernen am besten von Kindern. Daher müssen wir schauen, dass Kinder möglichst lange möglichst intensiv gemeinsam lernen können."

Für die flexible Schuleingangsphase sind auch zusätzliche Lehrer-Ressourcen vorgesehen, für die individuelle Förderung. Je nach Stärken und Schwächen sind die Kinder kürzer oder länger in dieser Mehrstufenklasse. Zwei Jahre ist ein Richtwert, so Walser: "Das eine Kind braucht dann vielleicht drei Jahre, ein anderes wiederum schafft diese Eingangsphase vielleicht schon in einem Jahr. Hier müssen wir flexibler sein und Kindern jene Zeit geben, die sie brauchen."

Momentan noch zu wenige Ressourcen

Ein Konzept, das auch von Leute aus der Praxis unterstützen. Harald Riederer ist seit vielen Jahren Sonderschullehrer in integrativen Mehrstufenklassen in Wien. Er sagt: "Ich muss den Kindern sozusagen nicht immer so einen Druck machen, sondern ich kann ihnen die Zeit geben, die sie brauchen, um sich zu entwickeln. Und ich habe auch die Möglichkeit, mit anderen Lehrern im Team zu arbeiten und mich auszutauschen."

Ähnlich positiv sieht es auch Bernd Dragosits, Volksschuldirektor in Vorarlberg. Dragosits unterstreicht aber, dass das Modell nur mit zwei Lehrern in der Klasse funktioniere: "Momentan gibt es oft Situationen, wo ich dann in der Kleingruppen-Vorschulklasse das Auslangen finden muss, weil ich einfach zu wenige Ressourcen habe, um die Kinder gut aufzuteilen und gut in der Klasse betreuen zu können."

Schule soll über Modell entscheiden

Wohl auch deshalb wird die vom Gesetz her mögliche flexible Schuleingangsphase österreichweit viel zu wenig genützt. Der Grüne Bildungssprecher Harald Walser fordert jetzt, dass das Modell für alle Volksschulen ermöglicht wird – mit einer zweiten Lehrkraft pro Klasse wie in den deutschen und skandinavischen Vorzeigeschulen üblich.

Entschieden werden soll über das Modell an der Schule, nicht mehr vom Landesschulrat. Die größten Vorteile sieht Walser darin, hier die Vorschule integrieren zu können und nicht Kinder mit sechs Jahren bloßstellen zu müssen, indem man ihnen sagen muss, dass sie noch nicht in die Schule gehen können, sondern in die Vorschule müssen.

Anteil der Vorschulkinder schwankt extrem

Dazu kommt, dass die Anteil der Vorschulkinder länderweise extrem schwankt, zwischen zwei Prozent in der Steiermark und 22 Prozent in Salzburg. Bei Kindern aus Migrantenfamilien ist die Spanne noch drastischer, zwischen fünf und 43 Prozent. Das legt den Schluss nahe, dass nicht das Kind der Maßstab ist, sondern offenbar andere Kriterien den Ausschlag geben, ob ein Kind in die Vorschule kommt oder nicht.