1964 - Der Kühlschrank

Das Jahr 1964 schreiben wir heute und öffnen gerade unseren weißen, in die Front unserer neuen Einbauküche eingepassten Bosch-Kühlschrank. Er änderte in der Folge unsere Einkaufsgewohnheiten dramatisch.

Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich die Zahl der Kühlschränke in Österreichs Haushalten mehr als verzehnfacht und so ist aus dem einstigen Prestigeobjekt ein Alltagsgegenstand geworden, erklärt Susanne Breuss, Historikerin am Wien Museum.

Auch wenn er seine sichtbare Vorrangstellung in der Küche eingebüßt hatte, die Revolution, die vom Kühlschrank ausging, war nachhaltig und betraf die verschiedensten Lebensbereiche. Kochbücher florierten und die Kreativität am Herd wurde jetzt groß geschrieben. Der Kühlschrank befreite die Frau, die mittlerweile häufig erwerbstätig war, aber auch vom täglichen Einkauf.

Kühlschrank

(c) Wien Museum

Aber nicht nur das Einkaufsverhalten, auch die Einkaufsmöglichkeiten änderten sich damals grundlegend. Schon 1950 hatte der altgediente Greißler in Form der neu auftauchenden Selbstbedienungsläden Konkurrenz bekommen. Noch einschneidender war aber das Aufkommen der Supermärkte in Österreich. Der erste war ein Konsummarkt in Wien Meidling und wurde im September 1964 eröffnet. Die Begeisterung der Bevölkerung übertraf damals alle Erwartungen und es musste das Überfallkommando der Polizei zu Hilfe gerufen werden, um der drängenden Menschenmassen Herr zu werden.

In Folge wurde der Supermarkt zu nichts weniger als einer Dependance der eigenen Wohnung. Die Bandbreite an Lebensmitteln wuchs beständig, Tiefkühlprodukte kamen damals auf und wurden zum Verkaufsschlager. Kühl war damals gleichbedeutend mit cool und wo die Eiswürfel klirrten, da klingelten die Kassen. In Europa versuchte man auf den Zug aufzuspringen und schuf Kopien von Coca Cola wie Taxi-Kola, Sport-Cola oder Afri-Cola.

Es gab aber auch Kritiker damals, die den Geschmack von Cola mit "aufgelöster Schuhcreme" und einem "Gspritzten mit Schmierseife" verglichen. Andere Hersteller wie Frucade oder Schartner Bombe setzten deshalb auf Exotik und sonnengereifte Früchte. Den Vogel schoss aber der Tausendsassa Erwin Klein ab. Er setzte auf Patriotismus und schuf eine Limonade aus heimischen Alpenkräutern. In einem äußerst werbewirksamen Clou übernahm Klein die gesamte Speise- und Getränkeversorgung der Olympischen Winterspiele 1964 und brachte Almdudler damit in aller Munde. Eisgekühlt, versteht sich.