Fred Schreiber im RadioKulturhaus
Als Erfinder innovativer Fernseh-Formate hat sich der gebürtige Münchner Fred Schreiber in der österreichischen Medienlandschaft einen fixen Platz erobert. Gemeinsam mit David Schalko hat Schreiber die "Sendung ohne Namen" entwickelt, die mittlerweile fast schon so legendär ist wie der "Club 2".
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 09.04.2013
Wenn Fred Schreiber nicht gerade an neuen Fernsehideen tüftelt, versucht er sich als Musiker. 2011 erschien sein von der Musikkritik freundlich aufgenommenes Album "Das große Komplott", eine eklektische Songsammlung zwischen Rock, Pop und Bossa Nova. Aktuell arbeitet Schreiber an seinem zweiten Soloalbum. Darin, so viel sei schon verraten, entführt er das Publikum in die Swing-Ära. Erste Einblicke in dieses neueste musikalische Projekt gibt Schreiber heute Abend bei einem Konzert im Wiener RadioKulturhaus.
Let there be Swing!
Die Jazzbläser verbreiten das verruchte Flair der Swing-Ära. Man denkt an verrauchte Kellerlokale, Varietés und den Glamour längst vergangener Tage. Seit einigen Jahren wandelt eine wachsende Fangemeinde auf Retropfaden und schwingt das Tanzbein im Stil des gepflegten Lindy Hop. Der Solitär am elektronischen Tanzparkett war gestern, genauso wie die monotonen Bässe aus der Konserve.
Die Big Band ist wieder im Kommen: echte Musiker also mit echten Instrumenten. Ein Trend, der wohl auch Fred Schreiber inspiriert hat. Mit einer achtköpfigen Combo wird er heute Abend im Radiokulturhaus auftreten und unter anderem Songs aus seinem 2011 erschienen Album "Das große Komplott" vortragen – in einer swingenden Version, versteht sich.
Mit seinem Album "Das große Komplott" hat Schreiber eine tagebuchartige Songsammlung präsentiert, die zusammenbringt, was auf den ersten Blick nicht zusammengehört: ein bisschen Rock, ein bisschen Pop, ein bisschen Bossa Nova. "Ja, es ist ein sehr eklektisches Album geworden und zwar deshalb, weil ich mir immer, nachdem ich einen Text fertig habe, überlege, in welches Musikgenre der passt. Wenn's was Melancholisches ist, dann ist es ein Bossa Nova, wenn's was zum Trinken ist, dann ist es ein Walzer. So in der Art gehe ich vor", sagt Fred Schreiber.
"Stream of Consciousness"
Als Erfinder der legendären "Sendung ohne Namen" wurde Fred Schreiber 2003 mit der Goldenen Romy ausgezeichnet. Mit einem wahren Tsunami an Archivbildern bombardierte das Kreativ-Duo Fred Schreiber und David Schalko das Fernsehpublikum in ihrer "Sendung ohne Namen". Found Footage liefert das optische Raster dieser Reizüberflutung, die sich irgendwo zwischen MTV-Ästhetik und Avantgardefilm bewegt. Dazu ein assoziativ ausgefranster Text. "Stream of consiousness", möchte man fast sagen, im zeitgeistigen Gewand.
Musikalisch geht Fred Schreiber vergleichsweise konventionelle Wege. Musik, sagt Schreiber, der unter anderem auch Autor und Regisseur der ORF-Talksendung "Willkommen Österreich" ist, sei für ihn eine Art Erholung vom quotenfixierten Fernsehgeschäft. Seit dem Einbruch des Musikmarktes im Windschatten der Digitalisierung sei das Musik-machen ohnehin ein ökonomisches Wagnis.
Aus dem Alltag des Fernsehmachers
"Wenn man Musik macht, fragt einem erstmals niemand, ob das breit genug ist, oder ob das erfolgreich ist, oder ab welchem Sendeplatz das kommt, sondern man setzt sich hin und macht einfach mal Musik für sich selber und schaut einfach mal, wo man hin kommt. Beim Fernsehen muss man natürlich sehr viel zielgerichteter arbeiten und natürlich sind irgendwann mal die Gags und die Quoten und die Gäste entscheidend, ob jemand einschaltet oder nicht. Bei der Musik ist man nicht so sehr darauf angewiesen", sagt Fred Schreiber, der im Moment an einem zweiten Soloalbum bastelt. Wann dieses erscheint, wollte Schreiber noch nicht preisgeben. Wie es klingen wird, verrät er dem Wiener Publikum heute Abend im RadioKulturhaus.