Theophil-Hansen-Schau im Ringturm

Der Däne Theophil Hansen hat als Architekt maßgeblich zur Ringstraßen-Bebauung beigetragen. Neben einigen Stadtpalais hat er das Parlamentsgebäude entworfen, die Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz, den Musikverein, sowie das Börsengebäude.

Hansen wurde 1813 in Kopenhagen geboren und ist 1891 in Wien gestorben. Aus Anlass seines 200. Geburtstags ist im Wiener Ringturm die Ausstellung "Theophil Hansen - Klassische Eleganz im Alltag" zu sehen.

Kulturjournal, 18.04.2013

Kaiser Franz Joseph ordnete 1857 die Errichtung der Wiener Ringstraße als Repräsentationsboulevard an – ein städtebauliches und architektonisches Mega-Projekt, das etwa 50 Jahre dauern sollte und das einen eigenen historistischen Stil, den Ringstraßenstil eben, hervorbrachte. Die Konkurrenz unter Architekten war zwar groß, doch gab es eine Fülle an Prestige-Aufträgen.

Theophil Hansen, so ist es überliefert, soll beim Kaiser persönlich vorgesprochen haben, nachdem er den Auftrag für die beiden Museen nicht bekommen hatte, erzählt Adolph Stiller, Kurator der Theophil-Hansen-Ausstellung im Ringturm. "Nach dieser Audienz hat sich Hansen nie mehr beklagt, dass er die Museen nicht bauen durfte", denn als Kompensation durfte er das Parlament bauen. Die Entwurfszeichnung einer Säule für das Parlamentsgebäude nennt Stiller als wichtiges Exponat.

Palais Hansen

Das Palais Hansen in Wien

(c) Agruwie

Von Kopenhagen nach Athen nach Wien

Theophil Hansen studierte in seiner Geburtsstadt Kopenhagen, bevor er sich für mehrere Jahre in Athen niederließ. Dort erforschte er antike und byzantinische Baudenkmäler und verdingte sich als Zeichenlehrer. Für den Bankier Georg von Sina baute er eine Sternwarte und später auch ein Palais in Wien. Durch die Vermittlung von Sina folgten rasch weitere Aufträge in Wien. Mit dem Heinrichshof gegenüber der Oper, der ebenso wie das Palais Sina im Krieg zerstört wurde, entwickelte er den neuen Typus eines Palais-artigen Miethauses, eine Innovation der Bautypologie.

Charakteristisch für Hansens historistische Ringstraßenbauten ist ein präziser Umgang mit Materialien, sowie die sorgfältige Durchgestaltung von Details bis hin zu Gebrauchsgegenständen. Gut zu sehen ist das in der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz von 1877, sagt Kurator Adolph Stiller: "Die Aula in der Akademie mit den Säulen und Stufen, das ist alles durchkomponiert". Es war sozusagen ein "Gesamtkunstwerk" seiner Zeit.

Zeichnungen, Modelle und Faksimile

Weniger bekannte, jedoch nicht weniger interessante Bauwerke von Hansen stehen in der mährischen Stadt Brünn. Dort errichtete Hansen 1868 das Landeskrankenhaus, das sehr gut aufgenommen wurde. Es folgte der Auftrag für den Besedni dum, ein Vereins-, Kultur- und Konzerthaus. Laut dem Brünner Architekturhistoriker Jan Sapak ist es das "architektonische Kronjuwel" der Brünner Ringstraße. Mit der Gründung der Ersten tschechoslowakischen Republik 1918 geriet der Ringstraßenstil in Verruf, erzählt Jan Sapak:

"Nach der Gründung der tschechoslowakischen Republik war die Ringstraße vergessen. Das war deutsch, altmodisch. Rasch war die tschechische Gesellschaft sehr modern orientiert." D konnte Hansen nicht mithalten.

In der Ausstellung wird das Werk Hansens anhand von historischen und aktuellen Fotos, Zeichnungen aus der Hand des Architekten, Modellen und Faksimiles von Dokumenten dargestellt. Die eigentlichen Exponate, die Gebäude selbst, können in der Stadt besichtigt werden und sind teilweise öffentlich zugänglich. Das sogenannte Palais Hansen, gleich neben dem Ringturm, wo die Ausstellung ist, wurde erst unlängst renoviert, umgebaut und neu eröffnet.