Tim Eitel im Essl Museum

Als "Neue Leipziger Schule" wird eine Generation junger Maler bezeichnet, die in den 1990er Jahren an der Hochschule für Grafik und Buchkunst ausgebildet wurden. Ihre Arbeiten, figurative Malerei, sind bei Sammlern begehrt und erzielen hohe Preise auf dem Kunstmarkt. Ein Vertreter der "Neuen Leipziger Schule" ist der 1971 geborene Künstler Tim Eitel.

Morgenjournal, 3.6.2013

Tim Eitel malt Situationen, die eigentlich ganz alltäglich sind: etwa eine zerknülltes Leintuch auf einer Matratze, ein Müllcontainer über den sich Tauben hermachen oder eine Gruppe uniformierter Schulmädchen, die die Köpfe zusammenstecken. All diese ephemeren Momente bekommen durch Tim Eitels präzise Maltechnik etwas Makelloses, etwas Entrücktes und Unantastbares. "Schönheit" nennt das der Kurator Günther Oberhollenzer:

Die Betrachter der Bilder werden darauf verwiesen, dass sie nicht Teil der Bild-Welt sind - etwa indem die dargestellten Personen uns den Rücken zeigen und keinerlei Blickbeziehungen herstellen. "Die Gratwanderung für mich ist immer, dass sie nicht zu Portraits werden, sondern dass sie Figuren bleiben, einen allgemeinen Charakter behalten", sagt der Künstler Tim Eitel.

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Essl Museum - Tim Eitel

Tim Eitel, "Architekt"

Tim Eitel, "Architekt"

(c) VBK Wien, 2013 bzw. VG Bildkunst Bonn, 2013

In seiner Ausstellung sind - neben Leihgaben und Werken aus der Sammlung Essl - einige Gemälde zu sehen, die erst vor kurzem fertig geworden sind. Dazu gehört auch ein Bild mit dem Titel "Architekt". Es zeigt einen Mann, den Kopf in die Hand gestützt, der vor einer aus Karton oder Holz gezimmerten Baracke sitzt. Angeregt wurde Tim Eitel dazu durch eine Beobachtung aus dem Fenster seines Pariser Ateliers: innerhalb einiger Monate entstand hier einer Roma-Siedlung.

In Tim Eitels gemalter Übersetzung dieser architektonischen Situation werden die Bauelemente der Baracke zu abstrakten Farbflächen. Er verweist damit auf sein eigenes Frühwerk, sagt Eitel, als er Menschen vor abstrakter moderner Kunst, etwa von Mondrian, malte: "Was mich daran interessiert hat, war die Diskrepanz zwischen dem Willen, den Raum zu negieren, eine Fläche herzustellen, und andererseits der Unmöglichkeit derselben. Das fand ich interessant, das als Modell zu nehmen, um Raum herzustellen", sagt der Künstler über seine Arbeit.


Das Spiel mit Farbflächen und Raumtiefe setzt Tim Eitel fort, etwa mit seinen tiefschwarzen Leinwänden. Nur bei konzentrierter Betrachtung und den richtigen Lichtgegebenheiten sind darin Menschen auszumachen, deren Körper und Konturen sich in der Farbfläche auflösen.

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