Staatsoper: Umjubelte "Tristan"-Premiere

An der Wiener Staatsoper ging gestern Abend die große Neuproduktion zum Wagnerjahr über die Bühne: "Tristan und Isolde" in der Inszenierung des Engländers David McVicar, der zum ersten Mal am Haus am Ring inszenierte, mit Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst am Pult und Nina Stemme und Peter Seifert in den Titelpartien, die viel Applaus erhielten.

Morgenjournal, 14.6.2013

"Tristan und Isolde" - das war der vorprogrammierte Höhepunkt der Saison. Mit der Besetzung hat man sich nicht lumpen lassen: Peter Seifert, seit Jahren ein erfahrener Tristan, und Nina Stemme als Isolde.

Beeindruckende Hauptdarsteller

Schon in den Wochen zuvor hat Nina Stemme das Publikum als Brünnhilde zur Raserei gebracht. Mit der Isolde hat sie gestern Abend gezeigt, dass sie sich eindeutig auf dem Höhepunkt ihrer Karriere befindet.

Für diese Stimme gibt es keine Grenzen- scheinbar mühelos badet sie im wagnerschen Klang - ein Vergnügen von der ersten bis zur letzten Sekunde.

Peter seifert ist einer der lyrischen Tristaninterpreten. Er geht bis an seine Grenzen und manchmal darüber hinaus.

An ihrer Seite sind Janina Baechle und Jochen Schmeckenbecher als Brangäne und Kurwenal zu hören - von beiden hätte man sich da und dort mehr Durchschlagskraft gewünscht; Stephe Milling, der Gurnemanz von Salzburg, ist auch ein hinreißender König Marke.

Umstrittene Inszenierung

Inszeniert hat David McVicar in der Ausstattung von Robert Jones. Ein roter Mond im Morgenrot bestimmt den ersten Aufzug. McVicar beschränkt sich auf eine steinige Landschaft, arbeitet sehr mit Licht und Andeutungen, beschränkt sich auf die notwendigen Requisiten.

Überfrachtung ist nicht sein Ding - die Herzen der konservativ Eingestellten im Publikum schlagen bei diesem Anblick höher, aber McVicar hat auch viele Gegner die seine Inszenierung ganz grässlich finden.

Bravos und Buhs für Franz Welser Möst

Der Zweite, der gestern ebenfalls nicht ungeschoren davon kam, war Generalmusikdirektor Franz Welser Möst. Vor Jahren als Einspringer und Retter einer Tristanvorstellung ohne Probe noch heftig umjubelt, gab es gestern neben den Bravos massive Buhs für ihn.

In Wien verzeiht man das gelegentliche zudecken von Sängern nicht und da hat er sich von den Wagnerschen Emotionen doch zu sehr mitreißen lassen. Am Ende war es für die Meisten aber ein hinreißender Abend für Aug und Ohr. Die nächste Reprise gibt es am kommenden Dienstag, den 18. Juni 2013.